Aktuell: USA rüsten Ukraine weiter auf

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • USA stellen weitere Militärhilfe für Ukraine bereit
  • Medien: Russen verwüsten Großstadt Cherson
  • Selenskyj: Dutzende Orte wurden zurückerobert
  • IAEA-Chef: Zähe Gespräche über AKW-Sicherheit

 

Die USA stellen der Ukraine im Zuge neuer Militärhilfen erstmals das mobile Luftabwehrsystem Avenger zur Verfügung – zunächst vier Stück davon. Das Pentagon kündigte auch die Lieferung der dazugehörigen Raketen vom Typ Stinger an. Außerdem würden Raketen für die Luftabwehrsysteme vom Typ Hawk, die Spanien der Ukraine zugesagt hat, sowie Munition für Raketenwerfer vom Typ Himars, Artilleriemunition, Granatwerfer und mehr als 20 Millionen Schuss Munition für kleinere Waffen bereitgestellt, hieß es aus Washington.

Angesichts von Russlands “brutalen Luftangriffen auf zivile und kritische Infrastruktur in der Ukraine” seien zusätzliche Luftabwehrfähigkeiten von größter Bedeutung, betonte eine Pentagon-Sprecherin. Mit dem neuen Hilfspaket, das einen Wert von 400 Millionen Dollar hat, steigen die US-Militärhilfen für die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar auf insgesamt mehr als 18,6 Milliarden Dollar.

Washington: Setzen Ukraine nicht unter Druck

Die US-Regierung übt nach eigener Darstellung keinen Druck auf die Ukraine mit Blick auf mögliche Verhandlungen mit Russland aus. “Wir beharren nicht auf bestimmten Dingen, sondern wir beraten als Partner”, so der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan. Den russischen Abzug aus der südukrainischen Großstadt Cherson nannte er einen “wichtigen Meilenstein” für die Ukrainer.

 Wolodymyr Selenskyj und Jake Sullivan (04.11.2022)

US-Sicherheitsberater Sullivan (r.) bei einem Treffen mit Präsident Selenskyj vor einer Woche in Kiew

Man müsse nun aber schauen, wie sich die Lage dort tatsächlich entwickle. “Das ist natürlich nicht das Ende des Krieges, denn Russland hält weiterhin Teile des ukrainischen Territoriums besetzt”, betonte Sullivan.

Medien: Russen verwüsten Großstadt Cherson

Bei ihrem Abzug aus Cherson haben russische Truppen laut Medienberichten die Stadt verwüstet. Neben dem Fernsehzentrum seien unter anderem Fernheizungsanlagen und Funkmasten gesprengt worden, berichtete die “Ukrajinska Prawda”. Zudem sei der Strom komplett ausgefallen, ebenso wie das Internet. Bereits in den vergangenen Tagen waren mehrere Brücken über den Fluss Dnipro gesprengt worden.

Selenskyj: Dutzende Orte wurden zurückerobert

Ukrainische Truppen haben nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj schon etliche Ortschaften in der Region Cherson befreit. “Die Zahl der ukrainischen Flaggen, die im Rahmen der laufenden Verteidigungsoperation an ihren rechtmäßigen Platz zurückkehren, beträgt bereits Dutzende”, berichtete der Staatschef in einer neuen Videobotschaft.

Zugleich warnte Selenskyj vor Gefahren in befreiten Gebieten: “Die erste und grundlegende Aufgabe ist die Minenräumung”, sagte er. Die Besatzer ließen Tausende Blindgänger und Munition zurück. “Ich habe oft Schätzungen gehört, dass die Räumung der Ukraine von russischen Minen Jahrzehnte dauern wird.” Nach seinen Erkenntnissen seien noch rund 170.000 Quadratkilometer des Landes minenverseucht.

Russen-Abzug aus Cherson: Ukraine skeptisch

Selenskyj wies darauf hin, dass die aktuellen Erfolge der ukrainischen Streitkräfte “durch Monate brutalen Kampfes” erreicht worden seien. “Es ist nicht der Feind, der geht – es sind die Ukrainer, die die Besatzer verjagen”, sagte Selenskyj. “Und wir müssen den ganzen Weg gehen – auf dem Schlachtfeld und in der Diplomatie – damit überall in unserem Land, entlang unserer gesamten international anerkannten Grenze, unsere Flaggen – ukrainische Flaggen – zu sehen sind. Und keine feindlichen Trikoloren mehr.”

Resnikow: Gefechte dürften im Winter abflauen

Die Ukraine sagt ein Abflauen der Kämpfe im Winter voraus. “Der Winter wird jede Aktivität auf dem Schlachtfeld für alle Beteiligten verlangsamen”, prognostizierte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow. “Das ist für alle Seiten von Vorteil. Man wird sich ausruhen können.”

Ukraine-Krieg – Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister der Ukraine

Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister der Ukraine

Sein Land werde gestärkt aus dieser Pause hervorgehen angesichts von Tausenden von Soldaten, die gegenwärtig in Großbritannien ausgebildet würden. “Wir werden diese Zeit mit einem bestmöglichen Ergebnis für unsere Streitkräfte nutzen”, so Resnikow.

IAEA-Chef: Zähe Gespräche über AKW-Sicherheit

Die Verhandlungen mit Russland über die Einrichtung einer Schutzzone um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja gestalten sich schwierig. Sie verliefen äußerst zäh und dauerten “schrecklich lange”, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi. Dennoch könne er es sich nicht erlauben, “die Geduld zu verlieren”, sondern werde seine Bemühungen fortsetzen.

Grossi verhandelt seit Wochen mit Vertretern Russlands und der Ukraine über die Einrichtung einer Schutzzone um das AKW, mit der die Gefahr eines Atomunglücks gebannt werden soll. Kompliziert würden die Gespräche unter anderem dadurch, dass seine Verhandlungspartner nicht nur Diplomaten, sondern auch Militärs seien, erläuterte der IAEA-Chef.

Ukraine: Satellitenaufnahme des AKW Saporischschja (29.08.2022)

Satellitenaufnahme des AKW Saporischschja (vom August)

Seit Monaten beschuldigen sich die Regierungen in Moskau und Kiew gegenseitig für Angriffe um und auf das Atomkraftwerk verantwortlich zu sein. Das größte AKW Europas liegt in der von Russland für annektiert erklärten Region Saporischschja nicht weit von der Front entfernt. Im Oktober hatte der russische Präsident Wladimir Putin das Atomkraftwerk per Dekret unter russische Verwaltung gestellt.

wa/AR (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.