Die Leiden des Leverkusener Trainers Xabi Alonso

Wie groß die Anspannung bei ihm war, machte seine Kleidung deutlich. Trotz kühler, herbstlicher Temperaturen stand Xabi Alonso im dünnen Pullover am Spielfeldrand in der Leverkusener Arena und versuchte Einfluss auf sein Team zu nehmen. Der 40 Jahre alte, neue Trainer von Bayer 04 Leverkusen hatte an diesem Champions-League-Abend allerdings allen Grund, erhöhte Körpertemperaturen zu empfinden. Denn beim 0:3 (0:1) gegen den FC Porto durchlebte der Spanier so viele Enttäuschungen, dass er überaus viel Energie aufbringen musste, sich und seine Spieler immer wieder neu zu motivieren. 

Es war ein Abend, an dem bei der Werkself so gut wie nichts funktionierte. Gleich zu Beginn der Partie kassierte Leverkusen den frühen Rückstand, als Galeno (6.) eine Unachtsamkeit in der Bayer-Abwehr ausnutzte. Was danach folgte, war ein dauerhaftes Anrennen des Leverkusener Teams, dass allerdings alles andere als von Erfolg gekrönt war. Selbst beste Tormöglichkeiten – etwa einen Elfmeter, den Kerem Demirbay (16.) vergab – vermochte Alonsos Team trotz deutlicher Überlegenheit nicht im gegnerischen Tor unterzubringen. Und als der Ball doch mal im Netz zappelte, ging der Aktion ein Handspiel voraus. 

Gefühl der Ohnmacht

Es war eine erste Hälfte, die für Alonso und Leverkusen wie verhext anmutete. Und es war eine völlig neue Erfahrung für Alonso, der als Spieler zwar 119 Champions-League-Partien (6 Tore, 7 Vorlagen) bestritten hatte und mit dem FC Liverpool und Real Madrid jeweils einmal den Titel gewinnen konnte. Als Coach feierte er dagegen an diesem kühlen Abend im Rheinland seine Premiere. Und dieses Gefühl der Ohnmacht, dass vor ihm schon so viele Coaches gehabt haben, wenn sie nicht entscheidend vom Spielfeldrand eingreifen konnten, dürfte ihm Unwohlsein bereitet haben.  

Zu allem Überfluss aus Sicht der Leverkusener setzte sich die Unglückssträhne nach Wiederbeginn fort. Erst vergab Admine Adli eine riesige Torchance, im Anschluss war es erneut der Leverkusener, der einen Aussetzer hatte. Adli foulte Geleno im Strafraum, den fälligen Elfmeter verwandelte Portos Mehdi Taremi (53.) zum 0:2. Elf Minuten später dann der nächste Elfmeterpfiff des schwachen rumänischen Schiedsrichters István Kovács für die Portugiesen. Taremi verwandelte zum 0:3. Und Alonso?

Alonso verzweifelt an der Seitenlinie

Der verzweifelte an der Außenlinie ob der Schiedsrichterleistung, aber auch aufgrund der vielen Fehler seiner Mannschaft. Und als Hudson-Odoi die nächste Großchance leichtfertig verdaddelte, zeigte der Spanier an der Seitenlinie, wie es der Offensivmann eigentlich hätte machen müssen. Es sollte ein Abend der Freude für Alonso und seine Leverkusener werden. Es wurde dagegen eine Nacht des Frustes, der Leiden und der verpassten Chancen. Es lief nichts zusammen für die Rheinländer, die diese Partie allesamt in schlechter Erinnerung behalten werden.