Die USA machen England das Leben schwer

Die hitzigen Diskussionen um die “One-Love”-Armbinde in Katar sind mittlerweile wieder ein wenig abgekühlt. Nur in den sozialen Medien wurde im Vorfeld des Spiels zwischen England und den USA in der Gruppe B daran noch deutlich erinnert. So langsam gilt die Konzentration der meisten Beobachter und Fans den vielen Spielen bei dieser Weltmeisterschaft, die nach der ursprünglichen Idee dieses Welt-Turniers im Vordergrund stehen sollten.

Die Engländer kamen gegen die Nordamerikaner nicht über ein torloses Remis hinaus und und verpassten damit die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale. Die sportlichen Aufgaben haben die “Three Lions” damit (noch) nicht erfüllt. Und die sportpolitischen Themen spielten im Hintergrund weiter eine Rolle. 

Verbotene Farben

Bei Instagram veröffentlichte eine Seite mit dem Namen „insaneluxurylife“ ein Foto von Harry Kane, auf dem er offenbar im Khalifa International Stadium in Doha rund um das Auftaktspiel der Engländer gegen den Iran (6:2) eine sündhaft teure Uhr (wohl mit einem Marktpreis von 650.000 Dollar) trägt. Sie soll aus Rosé-Gold bestehen, mit 56 Diamanten besetzt sein. Zudem soll sie mit 36 Regenbogensaphiren umrandet sein und glänzt rund um das Ziffernblatt in den Regenbogen-Farben. War dieser im Foto festgehaltene Moment  lediglich die ungewollte Zurschaustellung des immensen Reichtums der heutigen Fußballstars? Oder war es gar der stumme, ganz persönliche und feinsinnige Protest des England-Kapitäns in Bezug auf die Menschenrechtslage in dem Wüstenstaat?

Die anfänglich verbotenen Farben der WM, die für die Vielfalt von Schwulen und Lesben in aller Welt stehen – und in den Augen der FIFA offenbar eine politische Aussage beinhalten, die sich der Weltverband strikt verbittet. 

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Bei England läuft wenig zusammen

Kane wollte eigentlich gegen den Iran mit gutem Beispiel vorangehen und die One-Love-Binde der Weltöffentlichkeit in Katar präsentieren. Er verzichtete allerdings – wie die übrigen europäischen Teams (u.a. Deutschland) nach Strafandrohung durch die FIFA – sehr kurzfristig darauf. War dies seine subtile Replik auf das Verbot? 

So viel Aufmerksamkeit erhielt Kane im Spiel gegen die USA nur von den gegnerischen Verteidigern. Der Star des englischen Teams tauchte unter, war für seine Mitspieler kaum anspielbar. Nach der englischen Gala zum Auftakt, bei der Kane ebenfalls ohne Treffer blieb, lief bei der Mannschaft von Trainer Gareth Southgate wenig zusammen. Die USA waren das bessere, gefährlichere Team. Aber die Mannschaft von Greg Berhalter schaffte es nicht, einen Treffer aus ihrer Überlegenheit zu erzielen. 

Am letzten Spieltag der Gruppe B kommt es nun zu zwei Endspielen. Die USA spielen gegen den Iran, England trifft auf Wales. Gegen den Nachbarn von der Insel hoffen die englischen Fans darauf, dass Kane mal wieder sportliche Schlagzeilen zugunsten der “Three Lions” macht – und die anderen Themen ganz in den Hintergrund rücken.