Durchhalteparolen bei Bayer Leverkusen

“Was wir machen, geht in die richtige Richtung. Wir werden bessere Sachen zeigen. Ich habe das Gefühl, dass in der Kabine alle zusammenhalten und bereit sind zu kämpfen”, sagte Bayer Leverkusens Trainer Xabi Alonso nach dem 0:2 bei RB Leipzig. “Ich glaube, dass wir die Qualität haben, bessere Ergebnisse zu zeigen. Wir werden nicht depressiv.” Man muss den Spanier, der die Verantwortung bei der Werkself Anfang Oktober als Nachfolger von Gerardo Seoane übernommen hat, fast ein wenig für seine Ruhe bewundern. Auf der anderen Seite klingen seine Worte schon fast nach Durchhalteparolen, schließlich ist das, was an “messbarer” Verbesserung festzustellen ist, recht überschaubar. 

Die Leverkusener, in der Vorsaison noch für ihren erfrischenden und schnellen Offensivfußball bewundert, präsentieren sich in dieser Spielzeit im Spiel nach vorne erschreckend harmlos. Nur ein Sieg aus sechs Pflichtspielen steht seit Alonsos Amtsübernahme auf der Habenseite. Im Spiel bei RB gaben sie in der ersten Halbzeit gar keinen Schuss auf das gegnerische Tor ab. In der zweiten Hälfte wurde es etwas besser, zwingend und wirklich gefährlich war aber keine der Leverkusener Tormöglichkeiten. Der spät eingewechselte Torjäger Patrik Schick rieb sich im Mittelfeld beim Erobern der Bälle auf, die Außenstürmer Moussa Diaby und Amine Adli, später auch Callum Hudson-Odoi waren ebenfalls nicht in der Lage, ihre Schnelligkeit gewinnbringend auszuspielen.

Hoffnung auf Florian Wirtz

Schneller waren dagegen die Leipziger – vor allem im Kopf: Nach einem viel diskutierten Freistoßpfiff in Strafraumnähe, führte Dominik Szoboszlai schnell aus, Christopher Nkunku, kam völlig ungedeckt zum Kopfball und erzielte das 1:0 (32. Minute). In der zweiten Halbzeit reichte ein langer Pass in den Lauf von Timo Werner, der den Leverkusener Innenverteidigern davonsprintete und locker zum 2:0 einschob. “Sie brauchten nur einen Fehler von uns, um das zweite Tor zu machen”, sagte Alonso, der mit seiner Mannschaft unbedingt Erfolgserlebnisse braucht, am besten noch vor der WM-Pause, um das Ruder herumzureißen. Nicht zum ersten Mal erlebte der Spanier von außen mit, wie leicht seine Abwehrreihe zu überspielen ist.

Spielszene RB Leipzig gegen Bayer 04 Leverkusen mit Christopher Nkunku

Leipzigs Angreifer Christopher Nkunku und Co. sind in den entscheidenden Szenen einen Schritt schneller

Die große Hoffnung liegt bei Leverkusen nun auf der baldigen Rückkehr von Florian Wirtz, der nach seiner langen Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses zumindest wieder mit der Mannschaft trainiert. Ob er alleine die Werkself wieder auf Kurs bringen kann, muss sich allerdings erst zeigen. Schließlich spielt er hinter den Spitzen und nicht im defensiven Mittelfeld oder auf der Linksverteidigerposition, den beiden akutesten Schwachstellen im Leverkusener Kader.

Tröstende Worte von Rose

Tröstende Worte gab es immerhin von RB-Trainer Marco Rose, der ebenfalls noch nicht lange auf der Leipziger Bank sitzt. Allerdings kann er eine deutlich bessere Bilanz aufweisen als Alonso und die Werkself: In den bisherigen zwölf Pflichtspielen seit Roses Amtsübernahme Anfang September gab es in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League acht Siege – zuletzt sogar einen 3:2-Erfolg gegen Champions-League-Sieger Real Madrid. 

“Ich wünsche dir, dass du positive Ergebnisse bekommst, um gut an dem weiterzuarbeiten, was ihr angefangen habt”, sagte Rose nun in der Pressekonferenz nach dem Spiel zu Alonso, der sich tapfer mit einem Kopfnicken und einem Lächeln bedankte. Man kann aus Leverkusener Sicht nur hoffen, dass Rose es nicht ironisch meinte. Schließlich hat die Werkself nach zwölf Spieltagen erst zweimal gewonnen und ist nur 16. der Tabelle – mit gerade einmal neun Punkten.