Erstes Atomkraftwerk der Türkei eingeweiht

An der Zeremonie zur Anlieferung von Brennstäben am Atomkraftwerk Akkuyu in der Südtürkei nahmen sowohl der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan als auch sein russischer Kollege Wladimir Putin teil – allerdings beide nicht persönlich, sondern nur online.  Die Einweihung sollte einer der wichtigsten Wahlkampfauftritte für Präsident Erdogan werden, doch krankheitsbedingt konnte er sich nur per Video zuschalten. In etwa zwei Wochen finden die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Bis jetzt sagen Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu oder einen Sieg von Kilicdaroglu voraus.  

Das Atomkraftwerk Akkuyu in der Türkei

Das Atomkraftwerk Akkuyu in der Türkei

Erdogan hielt anlässlich der Einweihung eine Rede an die Nation. “Unser Land ist in die Liga der Nationen mit Atomkraft aufgestiegen, wenn auch mit 60-jähriger Verspätung”, sagte der türkische Staatschef. Alle Reaktoren des Kraftwerks würden schrittweise bis zum Jahr 2028 in Betrieb genommen. Das Kraftwerk solle zehn Prozent des Stromverbrauchs des Landes liefern, so Erdogan.

Er saß während seiner Rede hinter seinem Schreibtisch im Präsidentenpalast in Ankara und wirkte sichtlich mitgenommen. Am Tag zuvor hatte er krankheitsbedingt bereits mehrere Wahlkampftermine absagen müssen. Gesundheitsminister Fahrettin Koca erklärte, es handle sich um eine “infektiösen Gastroenteritis”. Am Anfang der Woche brach der türkische Staatschef ein Live-Interview im Fernsehen ab. Anschließend hatte er gesagt, er habe sich zu Beginn der Woche eine Magenverstimmung zugezogen.

Putin lobt Erdogan

Kreml-Chef Wladimir Putin war ebenfalls per Video der Zeremonie zugeschaltet und lobte Erdogan, der viel für den Ausbau der türkisch-russischen Beziehungen getan habe. Der AKW-Bau sei dafür ein “überzeugendes Beispiel.” Darüber hinaus bot sich Putin als Helfer bei der Überwindung der Folgen des schweren Erdbebens vom Februar an. Die türkische Regierung stehe vor schwierigen sozialen Problemen, die es zu lösen gelte. Doch Moskau sei bereit, Ankara in dieser Frage beizustehen, versicherte der russische Präsident.

Wahllokale im Ausland bereits eröffnet

In den türkischen Auslandsvertretungen in Deutschland und 72 weiteren Ländern weltweit öffneten unterdessen die Wahllokale, wie die Nachrichtenagentur Anadolu unter Verweis auf Zahlen der Wahlkommission YSK berichtete. Insgesamt 3,4 Millionen im Ausland lebende Türken können demnach bis zum 9. Mai ihre Stimmen abgeben. Allein in Deutschland leben rund 1,5 Millionen stimmberechtigte Türken. 

nmm/kle (dpa, afp)