Fed erhöht Leitzins nochmals deutlich

Die US-Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation fort und dreht erneut kräftig an der
Zinsschraube: Zum dritten Mal in Folge erhöhte sie ihren Leitzins um 0,75 Prozentpunkte. Damit liegt er nun in der Spanne von 3 bis 3,25 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) mitteilte. Das ist der höchste Stand seit 14 Jahren.

Der neuerliche Schritt war zwar erwartet worden – ist aber dennoch beachtlich. Gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Bereits im Juni und Juli hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte hochgesetzt.

Manche Analysten hatten aufgrund jüngster Daten zur anhaltend hohen Teuerungsrate in den vergangenen Tagen bereits gemutmaßt, dass die Fed die Märkte mit einer Erhöhung um einen Prozentpunkt überraschen könnte. 

US-Inflationsrate lag im August bei 8,3 Prozent

In diesem Jahr hat die Fed den Leitzins bereits fünf Mal angehoben. Zu Jahresbeginn hatte er noch in einer Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent gelegen. 

Jerome Powell - Präsident der Fed

Jerome Powell ist seit 2018 Präsident der Fed

Hintergrund für die deutlichen Aufschläge durch die Fed ist die sehr hohe Inflation. Zwar hatte sich die Jahresinflationsrate im August von 8,5 Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die Herausforderung: Die Fed kann mit ihrer Zinspolitik die Preise nur sehr begrenzt beeinflussen. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins.

Mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremsen könnte, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. Für dieses Jahr erwartet die US-Notenbank bereits ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft soll demnach nur noch um 0,2 Prozent wachsen. Das wären 1,5 Prozentpunkte weniger als noch im Juni prognostiziert. Im Vorjahr war die Wirtschaft im Zuge der Erholung von der Corona-Krise noch um starke 5,7 Prozent gewachsen.

Gefahr für eine dauerhafte Rezession wächst

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, da sich etwa Kredite verteuern. All das ist nicht ohne Risiko – das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt werden geschwächt. Ziel ist es, nur so weit an der Zinsschraube zu drehen, dass die Wirtschaft nicht kippt und in eine dauerhafte Rezession fällt.

Ob die USA bereits in eine Rezession hineingeschlittert sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft, wie Daten von Ende Juli zeigen. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft war, ist nun die Definition einer sogenannten technischen Rezession erfüllt. Die US-Regierung hatte die Daten heruntergespielt und darauf gepocht, dass die Lage am Arbeitsmarkt gut sei. Auch Ökonominnen und Ökonomen hatten betont, dass man die Zahlen mit Vorsicht genießen müsse. 

nob/ww (dpa, rtr)