Kalifornien verbannt Autos mit Verbrennungsmotoren

Wäre Kalifornien ein eigenes Land, dann hätte der US-Bundesstaat einen festen Platz unter den größten Volkswirtschaften der Welt. Entwicklungen dort haben entsprechend große Bedeutung – auch in Sachen Umweltschutz. Nun lässt eine aktuelle Entscheidung aufhorchen: Autos mit Verbrennungsmotoren sind dort schon bald ein Auslaufmodell. Im Kampf gegen Treibhausgase lässt Kalifornien ab dem Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zu.

Die kalifornische Umweltbehörde CARB in Sacramento erließ die neue Regelung am Donnerstag (Ortszeit). Behördenchefin Liane Randolph sprach von “ambitionierten, aber erreichbaren Zielen”, mit denen Kalifornien eine landes- und weltweite Vorreiterrolle einnehme.

Gouverneur Gavin Newsom hatte die Reform zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes 2020 auf den Weg gebracht. Die Spitzenvertreter der Umweltbehörde sprachen sich nun einstimmig dafür aus. Benziner und Dieselautos sollen nach und nach von den Straßen verschwinden. Ab 2026 sollen mehr als ein Drittel der verkauften Neuwagen emissionsfrei fahren und ab 2030 dann mehr als zwei Drittel.

Signalwirkung für die Industrie und andere Bundesstaaten

Kalifornien leidet durch die Smog-Belastung in Metropolen wie Los Angeles und zahlreiche Waldbrände stark unter schlechter Luftqualität. Der größte US-Autobauer General Motors unterstützt die Initiative. Er kündigte bereits 2021 an, seine weltweite Modellpalette bis 2035 komplett emissionsfrei aufzustellen. Die Vorgaben betreffen zwar nur den US-Westküstenstaat, dürften aber Auswirkungen auf weite Teile der USA haben.

USA: Stromtankstelle in San Francisco

Stromtankstelle in San Francisco: Verbrennungsmotoren bald ein Auslaufmodell

Kalifornien ist mit rund 40 Millionen Bewohnern nicht nur der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA, sondern auch der größte Absatzmarkt für Neuwagen in den Vereinigten Staaten und deshalb von großer Bedeutung für die Autoindustrie. Die Regeln dort sind außerdem wegweisend, da über ein Dutzend andere US-Staaten ihnen folgen.

Trumps Bremsversuche

Während der Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gab es zwischen der Bundesregierung in Washington und Kalifornien einen erbitterten Streit um neue Abgasregeln. Trump erkannte dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat sogar ein Sonderrecht ab, strengere Vorschriften als auf Bundesebene zu erlassen. Doch sein Nachfolger Joe Biden machte diese Änderung wieder rückgängig.

Die Autoindustrie stand bei Kaliforniens Konflikt mit Trump zwischen den Fronten. Die Hersteller setzen sich zwar generell eher für laxere Regeln ein, wollen aber vor allem einheitliche Standards. Die Modelle regional abweichenden Regeln anpassen zu müssen, wäre umständlich und teuer. Volkswagen, BMW, Ford und Honda schlossen frühzeitig einen Abgas-Deal mit Kalifornien und zogen so Trumps Zorn auf sich.

Ähnliche Pläne wie in Kalifornien gibt es auch in der Europäischen Union: Die Umweltministerinnen und Umweltminister der 27 EU-Staaten hatten sich Ende Juni darauf geeinigt, dass ab dem Jahr 2035 nur noch Neuwagen ohne CO2-Ausstoß zugelassen werden. Zuvor hatte bereits das Europa-Parlament für ein Ende des Verbrennungsmotors gestimmt.

AR/wa (dpa, afp, ap, rtr)