Leverkusens Sardar Azmoun widmet Tor den Menschen im Iran

Er hat lange darauf warten müssen, schließlich ist dem iranischen Nationalspieler Sardar Azmoun in Diensten von Bayer 04 Leverkusen doch endlich sein erstes Tor in dieser Bundesliga-Saison gelungen – beim 1:1 (0:1) gegen den SC Freiburg. Der 28-Jährige, der seit Januar 2022 für die Werkself aufläuft, widmete seinen Treffer daraufhin den Menschen in seiner Heimat, die sich seit Monaten gegen die Unterdrückung durch das islamistische Regime wehren. “Alle Leute im Iran unterstützen mich – und ich unterstütze sie. In Gedanken bin ich immer bei ihnen”, sagte der Angreifer, der den Treffer zum Endstand erzielte, nach der Partie.

“Kann kein Schweigen mehr ertragen”

Im Iran gibt es seit dem vergangenen September immer wieder heftige Proteste gegen das Mullah-Regime und die von ihm durchgesetzten Beschränkungen der Menschenrechte. Ausgelöst wurden sie durch den Tod von Jina Mahsa Amini. Die Kurdin war von der Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs festgenommen worden und wenige Tage später in Polizeigewahrsam gestorben.

Irans Nationalspieler Sardar Azmoun steht bei der WM in Katar mit gesenktem Blick, und unbeweglichen Lippen während die iranischen Hymne gespielt wird

Gesenkter Blick, unbewegliche Lippen – Sardar Azmoun bei der iranischen Hymne während der WM in Katar

Azmoun hatte – genau wie einige andere iranische Sportler – mit den Protestierenden sympathisiert und dies auch öffentlich kundgetan. “Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden. Lang leben die iranischen Frauen”, schrieb Azmoun in einem Instagram-Post, den er später aber wieder löschte. Irans Fußball-Nationalspieler hatten zuvor in den sozialen Netzwerken stark in der Kritik gestanden, weil sie zunächst zur politischen Situation in ihrer Heimat schwiegen.

“Wegen der Regeln der Nationalmannschaft durften wir nichts sagen, aber ich kann kein Schweigen mehr ertragen”, schrieb Azmoun daraufhin, obwohl er damals auf eine Nominierung für die WM in Katar hoffte. “Die ultimative Bestrafung wäre, dass sie mich aus dem Team werfen, was aber ein kleines Opfer im Vergleich zu jeder einzelnen Haarsträhne einer iranischen Frau wäre”, schrieb er.

Druck auf Irans Nationaltrainer

Angeblich wurde Nationaltrainer Carlos Queiroz sogar unter Druck gesetzt und dazu aufgefordert, Azmoun nicht mit zur Weltmeisterschaft zu nehmen. Der Portugiese nominierte den Leverkusener aber trotzdem und Azmoun stand in allen drei Vorrundenspielen der Iraner auf dem Platz. Vor dem ersten Gruppenspiel gegen England erregten er und seine Teamkollegen für Aufsehen weil sie aus Protest die Hymne nicht mitsangen und damit ein Zeichen der Solidarität für die Regime-Kritiker setzten.