Meinung: Generalprobe verpatzt – die DFB-Elf muss auf die Premiere hoffen

Es steht zu hoffen, dass die gute alte Redensart von der verpatzten Generalprobe, die zu einer gelungenen Premiere führt, auch für die deutsche Nationalmannschaft gilt. Das 1:0 (0:0) im Testspiel gegen den Oman sorgte nicht gerade dafür, dass die von den Verantwortlichen geäußerten WM-Titelhoffnungen von den Nationalspielern mit Nachdruck unterstrichen wurden. Trotz des Erfolges zeigte die Elf des Deutschen Fußball Bundes (zu) viele spielerische und taktische Schwächen auf. 

Gegen den 75. (!) der Weltrangliste tat sich die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick schwerer, als es wohl alle Beteiligten im Vorfeld befürchtet hatten. Zugegeben: Die klimatischen Veränderungen hin zu 26 Grad Celsius mit hoher Luftfeuchtigkeit und die dreistündige Zeitumstellung fordern den Spielern gerade in den ersten Tagen körperlich einiges ab. Die Spieler sind auch erst in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) im Oman angekommen. 

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DW-Redakteur Jörg Strohschein

Japans Spieler sind individuell stärker

Allerdings schien das von Flick bunt durcheinander gewürfelte Team nicht so recht eine Linie zu finden, wie es gegen die höchst engagierten, aber keineswegs auf europäischem Niveau agierenden Spieler des Oman agieren sollte. Im Angriff wirkte das DFB-Team zumeist unentschlossen. In der Defensive über die Maßen und geradezu beängstigend konteranfällig. Dass der Oman nicht getroffen hat, war reines Glück für Torhüter Manuel Neuer und Co. Dem Bundestrainer aufgedrängt hat sich keiner seiner Spieler bei diesem Testkick. 

Natürlich war die deutsche Mannschaft spielüberlegen. So hatte sich das der Gegner sogar taktisch gewünscht: Die deutsche Elf sollte mehr Ballbesitz haben, damit der Oman seinerseits mit schnellem Umschaltspiel aus der Defensive heraus für Gefahr sorgen kann. So dürfte auch Japan in einer Woche beim ersten WM-Spiel gegen die DFB-Elf agieren. Allerdings ist die individuelle Qualität der Spieler des Auftaktgegners deutlich höher einzuschätzen – was Flick beunruhigen dürfte.

Hoffen auf den WM-Spirit

Der vielbeschworene Teamgeist bei einer WM ist noch nicht bei der DFB-Elf eingezogen. Dafür hatten alle deutschen Spieler noch zu viel mit sich selbst zu tun. Lediglich eine kurze Woche – mitsamt der Anreise nach Katar – hat Flick nur noch zur Verfügung, damit sich in seinem Team ein WM-Spirit entwickeln kann, der die Spieler durch das Turnier tragen soll. Ein weiteres Testspiel wird es nicht mehr geben. Die Generalprobe war alles andere als gelungen. Es bleibt jetzt nur die Hoffnung auf die Premiere.