Niclas Füllkrug schießt Werder zum Sieg: Torlaune und WM-Hoffnung?

0:1 gegen Ungarn und ein 3:3 in England: Für Hansi Flick und die Nationalmannschaft endete die Nations League enttäuschend. Weniger als zwei Monate vor Beginn der Weltmeisterschaft in Katar stellen sich für den Bundestrainer und sein Team einige Fragen. Unter anderem die nach einem klassischen Mittelstürmer, der der Nationalmannschaft aktuell einfach fehlt.

Potenzielle Kandidaten gibt es aber durchaus, und einer drängt sich aktuell besonders auf: Niclas Füllkrug. Der Stürmer von Werder Bremen – mit 29 Jahren im sogenannten besten Fußballeralter – präsentiert sich in dieser Saison formstark und wird bei vielen bereits für die Nationalmannschaft gehandelt. “Ich glaube, er ist der beste deutsche Stürmer, den wir gerade haben”, hatte Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt kürzlich über seinen Teamkollegen gesagt. 

Und Füllkrug empfiehlt sich unmittelbar nach der Länderspielpause direkt mit dem nächsten starken Auftritt: Doppelpack für Werder Bremen beim 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach. 5. Minute: 1:0 Werder, Niclas Füllkrug. 13. Minute: 3:0 Werder, Niclas Füllkrug. Mancher Zuschauer hatte beim Samstags-Topspiel im Weserstadion – wie vielleicht auch Hansi Flick auf der heimischen Couch – gerade erst Platz genommen, da stand “Lücke”, wie Füllkrug genannt wird, bereits zweimal als Torschütze auf der Anzeigetafel des Weserstadions – und dementsprechend wieder im Fokus. Das zwischenzeitliche 2:0 für die Gastgeber gegen völlig perplexe Gladbacher hatte Füllkrugs Sturmpartner Marvin Ducksch – (theoretisch) ebenfalls spielberechtigt für das DFB-Team – erzielt. 

Traumeigentor Bensebaini, Ehrentreffer Thuram

Doch es kam noch dicker für die Borussia, und dafür brauchte es nicht mal das Zutun von Füllkrug oder Ducksch. Denn Gladbachs Ramy Bensebaini bugsierte den Ball nach einer Hereingabe mit einer vollkommen skurrilen Aktion völlig ohne Not ins eigene Tor: Aus der Drehung mit der Hacke ins Netz. Was genau der algerische Verteidiger hier versuchte, bleibt wohl sein Geheimnis – sofern er sich selbst darüber im Klaren ist. Sehenswert war dieses “Traumeigentor” in jedem Fall, doch Gladbach-Trainer Daniel Farke schlug verständlicherweise nur noch die Hand ungläubig vor das Gesicht und ahnte wohl, dass dieses 0:4 die Niederlage seines Teams an diesem Abend endgültig besiegelt hatte.

Bremens Mitchell Weiser (Mitte) feiert mit Teamkollegen seinen Treffer zum 5:1-Endstand gegen Borussia Mönchengladbach.

Schlusspunkt: Mitchell Weiser und Teamkollegen jubeln über das 5:1 für Werder

Da dürfte auch der Anschlusstreffer durch Marcus Thuram zum 1:4 aus Gladbacher Sicht (63.) nicht mehr als Hoffnungsschimmer getaugt haben. Falls doch, wischte der an diesem Abend ebenfalls sehr starke Mitchell Weiser alle Zweifel am deutlichen Bremer Sieg mit seinem Treffer zum 5:1-Endstand endgültig beiseite (73.). “Wir waren die ersten 15 Minuten komplett nicht anwesend”, sagte Gladbachs Keeper Yann Sommer nach seinen fünf Gegentoren bei Sky. “Es ist schwierig, dafür eine Erklärung zu finden.” 

“Nicht in meiner Hand”

Ein Erklärungsansatz ist sicherlich die Zweikampfquote. Ein Beispiel: Niclas Füllkrug gewann in der ersten Hälfte  81,3 Prozent seiner Zweikämpfe – eine absurd gute Quote für einen Stürmer. “Er ist ein sehr kompletter Spieler, der alles mitbringt, was einen Stürmer auszeichnet”, sagte Werder-Trainer Ole Werner über seinen Top-Stürmer. Füllkrug habe “eine positive Besessenheit und immer den Willen, Spiele zu gewinnen. Das ist etwas, was er vorlebt.”

“Es war eine erste weltklasse erste Hälfte, das muss man heute einfach mal so sagen”, sagte der Matchwinner nach dem Spiel und seinen Saisontreffern sechs und sieben bei Sky. Die Fan-Rufe “Lücke für Deutschland” im Hintergrund wollte der Führende der Bundesliga-Torschützenliste auf Nachfrage nicht wahrgenommen haben. Statt Eigenlob stellte Füllkrug lieber Sturmpartner Marvin Ducksch (zwei Torvorlagen) und Trainer Ole Werner (“Macht einen top Job”) heraus. “Ich versuche meine Leistung zu bringen, alles andere liegt nicht in meiner Hand”, sagte Füllkrug angesprochen auf das Thema Nationalmannschaft. Vielleicht nur nordisches Understatement?