Prinz Harry wettert weiter gegen die Presse

Das Interview von Prinz Harry mit dem britischen Fernsehsender ITV am 8. Januar hat in der britischen und internationalen Presse für Schlagzeilen gesorgt. Vor der weltweiten Veröffentlichung seiner Memoiren “Spare” (deutsch: Reserve) am Dienstag, den 10. Januar 2023, sprach der Prinz über sein Buch, in dem er unter anderem behauptet, die britische Presse – insbesondere die Boulevardpresse – habe absichtlich Konflikte innerhalb der königlichen Familie geschürt.

Trotz dieser Anschuldigungen reagierten britische Zeitungen aus dem gesamten politischen Spektrum ungewöhnlich verhalten und konzentrierten sich auf zwei Themen aus dem Interview: Prinz Harry behauptete dort, er habe der britischen Familie niemals Rassismus vorgeworfen, sondern lediglich eine Art unbewusster Voreingenommenheit gegenüber seiner Frau Meghan.

Zweitens offenbarte er seine widersprüchlichen Gefühle gegenüber seiner Stiefmutter Camilla. Er sagte im ITV-Interview, er habe seinen Vater König Charles gebeten, Camilla nicht zu heiraten, und ihm geraten, mit ihr zusammen zu sein, ohne den Bund der Ehe einzugehen. Er betonte jedoch, dass er sich an ihrem Hochzeitstag trotzdem sehr für sie gefreut habe. 

Eine Frau hält eine Kopie von En La Sombra, der spanischen Übersetzung von Prinz Harrys Memoiren Spare.

Die Autobiografie “Spare” (Reserve) erscheint am 10. Januar 2023 auch auf Deutsch

Mehr Nachsicht der britischen Medien gegenüber Harry?

In Großbritannien war die Presseberichterstattung über das Interview vergleichsweise respektvoll, vielleicht als Reaktion auf die vorherigen Anschuldigungen des Prinzen vor allem gegen die Boulevardpresse. Einige Nachrichtenmedien jedoch haben online ordentlich ausgeteilt. Der “Guardian” bezeichnete das Interview als “wütend”, obwohl Prinz Harry während des Interviews nicht wütend wirkte. 

Später im Interview bezeichnete er jedoch die königliche Familie als “Täter”. “Schweigen schützt nur den Täter”, sagte er in der ITV-Sendung, als er nach seinen Motiven für die Veröffentlichung seiner Memoiren befragt wurde. 

Er sprach ausführlich über das Trauma, das er durch den frühen Tod seiner Mutter erlitten hat.Prinzessin Diana starb 1997 bei einem Autounfall in Paris, als sie von Paparazzi verfolgt wurde. Der Unfall ereignete sich ein Jahr, nachdem Diana und Charles nach ihrer jahrelangen unglücklichen Ehe offiziell geschieden wurden.

Prinz Harry und Kronprinz William betrachten mit dem Rücken zu uns eine Statue ihrer Mutter Diana, die einen Jungen und ein Mädchen an den Schultern berührt.

Eine Diana-Statue im Garten des Kensington Palasts

Auf die Frage, ob er der Krönung seines Vaters am 6. Mai beiwohnen würde, sagte Harry nichts Konkretes; lapidar merkte er nur an, dass bis dahin noch viel passieren könne.

Die Monarchie in Frage gestellt

Die Zustimmung für die Monarchie unter der jüngeren britischen Bevölkerung nimmt seit einem Jahrzehnt kontinuierlich ab. Angesichts dessen sprach Harry auch darüber, dass sein Problem nie die Monarchie selbst gewesen sei, sondern nur ihre Beziehung zur Presse. Er behauptete, die königliche Familie füttere die britische Boulevardpresse mit Informationen und mache sich so mitschuldig an der schwierigen Beziehung zwischen der Öffentlichkeit und der Krone. 

Harry sagte in dem Interview auch, dass “die Welt” vom britischen Königshaus Rechenschaft für das verlange, was es ihm und seiner Frau angetan habe. 

Prinz Harry und seine Frau Meghan Hand in Hand, sie laufen. lächeln und winken.

Meghan und Harry zu Besuch in Düsseldorf

Dabei wird in Commonwealth-Ländern von Australien bis Jamaika weniger über Harry und Meghan als eher über eine mögliche Absetzung des britischen Monarchen als Staatsoberhaupt diskutiert. Historiker in Großbritannien und Politiker in den ehemaligen Kolonien haben das britische Königshaus inzwischen aufgefordert, sich mit seiner kolonialen Vergangenheit und seiner Rolle im transatlantischen Sklavenhandel auseinanderzusetzen.

Die Sussexes haben die Aufmerksamkeit der Medien

Seit Wochen stehen Harry und Meghan, der Herzog und die Herzogin von Sussex, im Rapenlicht der medialen Aufmerksamkeit. Das Paar sorgte für Kontroversen, als es im Dezember 2022 ihre Netflix-Dokumentation”Harry and Meghan” veröffentlichte. 2020 hat das Paar die königliche Familie verlassen und sich nach Kalifornien in den USA zurückgezogen. Seitdem müssen sie selbst fürihren Lebensunterhalt sorgen.

Laut Umfragen von Ende 2022 waren die Beliebtheitswerte von Harry und Meghan stark gesunken, während Thronfolger William und seine Frau Catherine Middleton die Beliebtheitscharts der britischen Öffentlichkeit seit dem Tod von Königin Elizabeth II. im September 2022 angeführt haben.