Tödliches Gedränge bei Halloween-Feier in Seoul

“In Itaewon ist es jedes Jahr extrem voll, aber dieses Jahr war es einfach nur verrückt”, schrieb eine Frau auf ihrem Instagram-Account. Mehr als 100.000 überwiegend junge Menschen, zumeist in Halloween-Kostümen, sollen in das beliebte Ausgehviertel der südkoreanischen Hauptstadt gezogen sein. Schließlich ist das alljährliche Halloween-Fest eine der größten öffentlichen Feiern in Seoul. Und dieses Jahr fand die Veranstaltung zum ersten Mal seit drei Jahren wieder statt, weil die Corona-Maßnahmen weitgehend gelockert wurden.

Die Katastrophe bahnte sich an, als Menschenmassen in eine enge Seitengasse geströmt waren. Immer mehr Menschen seien in dem Gedränge zu Boden gestürzt, berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Ein Augenzeuge sagte, die Menschen seien wie in einem Grab übereinander geschichtet gewesen. “Einige verloren allmählich das Bewusstsein, während andere zu diesem Zeitpunkt schon tot aussahen.” Viele Opfer seien schlichtweg totgetrampelt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Selbst für die Hilfskräfte gab es kein Durchkommen

Was genau die Massenpanik ausgelöst hat, muss noch ermittelt werden. Augenzeugen berichten von derart vollen Gassen rund um das Unglücksgebiet, dass sich die Hilfskräfte nur schwer ihren Weg durch die Menschen bahnen konnten. Insgesamt versuchten die Einsatzkräfte laut Yonhap mehr als 50 Menschen wiederzubeleben. Demnach waren insgesamt 142 Rettungsfahrzeuge im Einsatz.

Rettungskräfte nach dem Massengedränge in Seoul

Zahlreiche Rettungskräfte eilten nach dem Massengedränge zu der Unglücksstelle in Seoul

Videos in sozialen Medien zeigen Dutzende Personen, die am Straßenrand liegend mit blauen Plastikplanen bedeckt waren. Die Leichname wurden in den Morgenstunden in eine Sporthalle transportiert, wo sie von Angehörigen identifiziert werden sollten. Es gibt 76 Verletzte, 19 von ihnen sind in ernstem Zustand.

Präsident Yoon Suk-yeol leitete in der Nacht zu Sonntag eine Notfallsitzung. Seouls Bürgermeister Oh Se-hoon brach seinen Besuch in Europa ab und machte sich auf den Heimweg. Neben US-Außenminister Antony Blinken, dem britischen Premierminister Rishi Sunak und Bundeskanzler Olaf Scholz kondolierte auch die EU-Spitze den Angehörigen der Opfer und erklärte der Bevölkerung des Landes ihr Mitgefühl.

rb/fw (AFP, AP, dpa, Reuters)