Ukraine aktuell: Melnyk begrüßt Haubitzen-Export

Das Wichtigste in Kürze:

  • Melnyk lobt Exportgenehmigung für Haubitzen
  • Selenskyj konkretisiert Foltervorwürfe an Russland 
  • Papst-Gesandter im Kriegsgebiet beschossen

 

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat die Entscheidung der Bundesregierug begrüßt, die Lieferung von 18 Panzerhaubitzen an sein Land zu genehmigen. “Damit wird ein großer Beitrag geleistet, um die Schlagkraft der Armee zu stärken”, schrieb der noch bis Mitte Oktober amtierende Melnyk auf Twitter.

Zuvor hatte ein Regierungssprecher bestätigt, dass die Genehmigung zur Ausfuhr von 18 Haubitzen vom Typ RCH-155 erteilt worden sei. Die Lieferung bedürfe aber noch der Zustimmung durch den Deutschen Bundestag. Entsprechende Anträge seien in Bearbeitung.

Panzerhaubitze RCH-155

Panzerhaubitze RCH-155

Nach Informationen der “Welt am Sonntag” handelt es sich um Haubitzen, die Kiew beim Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) in Auftrag gegeben hat. Ihr Gesamtwert beläuft sich demnach auf 216 Millionen Euro. 

Die ersten Exemplare der RCH-155 wären allerdings frühestens nach 30 Monaten zur Auslieferung bereit, berichtet das Blatt weiter. Deutschland hat bereits zehn Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine geliefert.

“Folter war weit verbreitete Praxis”

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut von Folter in der inzwischen von den russischen Besatzern befreiten Region Charkiw gesprochen und konkrete Beispiele genannt. “Folter war eine weit verbreitete Praxis in dem besetzten Gebiet”, sagte Selenskyj in einer vom Präsidentenamt in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Es seien mehr als zehn Folterkammern in verschiedenen Städten gefunden worden.

Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj

Geht hart mit den Besatzern ins Gericht: Präsident Wolodymyr Selenskyj

Nach Darstellung des Präsidenten sollen Menschen mit Drähten und Stromschlägen gequält worden sein So sei etwa auf einem Bahnhof im Ort Kosatscha Lopan ein Folterraum mit elektrischen Folterwerkzeugen entdeckt worden. Auch bei den in einem Waldstück nahe der Stadt Isjum gefundenen Leichen seien neue Beweise für Folter sichergestellt worden.

Die vor einer Woche geflohenen Besatzer bezeichnete Selenskyj als “Raschisten” und sagte, so hätten sich auch die “Nazis” verhalten. “Raschismus” vereint die Wörter Russland und Faschismus und wird von den Ukrainern als Begriff für “russischer Faschismus” benutzt.

Mögliches Foltergefängnis im Keller einer Polizeistation in der ukrainischen Stadt Balakliia

Mögliches Foltergefängnis im Keller einer Polizeistation in der Stadt Balakliia

Selenskyj kündigte an, man werde “die Identitäten aller ermitteln, die gefoltert und misshandelt haben, die diese Grausamkeiten von Russland hier auf ukrainisches Gebiet gebracht haben”. Ukrainische Behörden veröffentlichten unterdessen Fotos, die Folterkammern und -geräte zeigen sollen.

Schüsse auf Gesandten des Papstes

Auf seinem Weg durch das ukrainische Kriegsgebiet ist der Sondergesandte des Papstes beschossen worden. Er und seine Mitreisenden seien aber unverletzt geblieben, berichtete der polnische Kardinal Konrad Krajewski im Gespräch mit dem Portal “Vatican News”.

Kardinal Konrad Krajewski, Gesandter des Papstes in der Ukraine

Kardinal Konrad Krajewski ist der Gesandte von Papst Franziskus in der Ukraine

Der Leiter der Vatikanbehörde für Nothilfe berichtete, er sei in der Nähe der Stadt Saporischschja zusammen mit einem katholischen und einem evangelischen Bischof sowie einem ukrainischen Soldaten unterwegs gewesen. Mit einem Kleinbus hätten sie Vorräte ins Frontgebiet gebracht – in ein “Niemandsland”, das wegen des schweren Beschusses normalerweise nur noch Soldaten beträten.

Beim Ausladen von Hilfsgütern für die einheimische Bevölkerung seien sie unter leichten Beschuss geraten und hätten sich umgehend in Sicherheit gebracht, so Krajewski weiter. Nach den Schüssen hätten sie aber ihre Tour fortsetzen und den Rest der Hilfsgüter verteilen können.

NATO-Militär: Westliche Hilfe macht den Unterschied

Der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer, sieht in der westlichen Unterstützung der Ukraine einen entscheidenden Faktoren für die jüngsten militärischen Erfolge Kiews. “Die Munition, Ausrüstung und Ausbildung, die die Verbündeten und andere Nationen liefern, machen auf dem Schlachtfeld einen echten Unterschied”, sagte der Niederländer in der estnischen Hauptstadt Tallinn, wo sich das Gremium traf, dem die Generalstabschefs der 30 Mitgliedsstaaten angehören.

Rob Bauer, niederländischer Admiral und Vorsitzender des NATO-Militärausschusses

Ohne westliche Hilfe wäre die Ukraine nicht so erfolgreich, meint Rob Bauer

Nach Bauers Angaben haben die Generalstabschefs bei ihrer zweitägigen Konferenz darüber beraten, wie die Unterstützung der Verbündeten für die Ukraine aufrechterhalten und ausgebaut werden kann. Die NATO werde die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig sei. “Der Winter kommt, aber die Unterstützung soll unerschütterlich bleiben”, betonte der Top-Militär.

Der NATO-Militärausschuss berät den Nordatlantikrat, das höchste politische Gremium der Allianz. Als geladene Gäste nahmen erstmals auch Verteidigungschefs von Finnland und Schweden an der Konferenz teil. Die beiden Länder hatten nach der russischen Invasion der Ukraine die Aufnahme in die NATO beantragt.

Ukraine doch nicht Gastgeber der EuroBasket 2025

Neben Lettland, Zypern und Finnland wird Polen Gastgeber der Basketball-Europameisterschaft 2025 sein. Das teilte der Weltverband FIBA mit.

Logo der EuroBasket 2022

Die EuroBasket findet wieder in drei Jahren statt

Noch Ende März hatte die FIBA den vierten Austragungsort offengelassen, um diesen der Ukraine anzubieten. In einem “Akt der Solidarität” und trotz des russischen Angriffskrieges würden exklusive Gespräche fortgesetzt, hieß es damals. Letztlich entschied sich der Weltverband nun aber für Polen als Alternative.

An diesem Sonntag endet die EuroBasket 2022 mit den Medaillenspielen in Berlin. Gastgeberländer waren in den vergangenen zweieinhalb Wochen neben Deutschland Georgien, Italien und Tschechien.

gri/wa (afp, dpa, kna)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.