US-Jazzmusiker Wayne Shorter ist tot

Der Jazz-Musiker Wayne Shorter ist im Alter von 89 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben, wie seine Sprecherin, Alisse Kingsley, und das Plattenlabel Blue Note Records bestätigten.

Wayne Shorter: “Wunderknabe des Jazz”

1933 wurde der Musiker im US-Bundesstaat New Jersey geboren. Er komponierte Klassiker wie “Lester Left Town”, “Nefertiti”, “E.S.P.” und “Footprints” und war ein begnadeter Saxophonist. Bereits in jungen Jahren fiel sein außergewöhnliches Talent auf. Er galt schon als Teenager als “Wunderknabe des Jazz”. Zunächst spielte er Klarinette, danach wechselte er zum Saxophon und trat mit seinem Bruder in kleinen Clubs auf.

Sie nannten sich selbst “Mr. Weird” und “Doc Strange”, weil sie im schummrigen Club dunkle Sonnenbrillen trugen. “Und wir trugen zerknitterte Kleidung, weil wir dachten, dass man Bebop besser mit zerknitterter Kleidung spielen kann”, sagte Shorter 2004 der US-Zeitschrift “The Atlantic”. “Man musste zerlumpt sein, um echt zu sein.” Nach seinem Musikstudium an der New York University verbrachte er zwei Jahre in der US-Armee, wo er mit dem bekannten Jazzpianisten Horace Silver zusammenspielte.

Offen und experimentierfreudig

Im Verlauf seiner langen Karriere spielte er mit Größen wie Miles Davis, Art Blakey und Herbie Hancock sowie in der berühmten Jazz-Fusion-Formation “Weather Report”, die seinerzeit stilprägend war. Die Gruppe um Wayne Shorter interessierte sich für die technologischen Innovationen in der Musik und experimentierte mit verschiedenen Stilen wie Rock, Funk und R ‘n’ B und elektronischen Elementen. Seine Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern wie Joni Mitchell, Steely Dan und Carlos Santana machte sein Talent einem breiteren Publikum bekannt.

Musiker Wayne Shorter

Jazz-Legende Wayne Shorter 1995 bei einem Konzert in Maastricht

Ein Leben für die Musik

Shorter war eine der letzten lebenden Jazzgrößen, die ihre Wurzeln in der Blütezeit des Genres in den 1950er-Jahren hatten, als Jazz sowohl in Tanzlokalen gespielt wurde als auch in intellektuellen Kreisen an Bedeutung gewann. Er habe “die Farbe und die Konturen des modernen Jazz geformt, als einer seiner am intensivsten bewunderten Komponisten”, schrieb die “New York Times”.

Bis ins hohe Alter war er auf Tour. Erst in den letzten Jahren musste er aufgrund gesundheitlicher Probleme kürzertreten, was ihn nicht davon abhielt, mit der Bassistin Esperanza Spalding eine Oper zu komponieren, die 2021 uraufgeführt wurde.

“Wayne ist ein echter Komponist” mit “einer Art Neugierde, mit musikalischen Regeln zu arbeiten”, erinnerte sich Miles Davis in seiner Autobiografie. “Wenn sie nicht funktionierten, brach er sie, aber mit musikalischem Sinn; er verstand, dass Freiheit in der Musik die Fähigkeit ist, die Regeln zu kennen, um sie zu deiner eigenen Zufriedenheit und nach deinem Geschmack zu biegen.”

rey/jj (dpa, afp)