Weltklimakonferenz: Ringen um die Abschlusserklärung

Fast 24 Stunden nach dem geplanten Ende der UN-Klimakonferenz in Ägypten sind mehrere Streitpunkte immer noch ungelöst. Den Teilnehmern aus rund 200 Staaten lag zuletzt ein weiterer offizieller Entwurf für eine Abschlusserklärung vor. In dem elfseitigen Papier der ägyptischen Konferenzleitung wird von allen Ländern ein schrittweiser Kohleausstieg gefordert. Nicht aufgegriffen wird aber weiterhin die Forderung etlicher Staaten und Klimaaktivisten, auch den Abschied von Öl und Gas festzuschreiben.

In der Streitfrage, ob unter dem Dach der Vereinten Nationen ein Fonds eingerichtet wird, der arme und besonders gefährdete Länder für unabwendbare Klimaschäden entschädigt, gab es dagegen Bewegung. Gemeint sind damit fatale Folgen der Erderwärmung wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme, aber auch der steigende Meeresspiegel oder Wüstenbildung.

Ägypten COP27 | Annalena Baerbock

Grünen Außenministerin Annalena Baerbock kämpft für den Erhalt des 1,5-Grad-Ziels

Zu diesem Thema lag ein separater Vorschlag der Konferenzleitung vor. Ein Scheitern der Konferenz schien im Lauf dieses Samstags dennoch nicht ausgeschlossen. EU-Kommissionsvize Frans Timmermans und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock warnten, dass sie notfalls auch ein Platzen des zweiwöchigen Treffens in Scharm el Scheich in Kauf nehmen würden.

“Wir werden keinen Vorschlägen zustimmen, die das 1,5-Grad-Ziel zurückdrehen”, stellte Baerbock nach nächtlichen Verhandlungen klar. Und Timmermans sagte, gewisse rote Linien werde der Staatenverbund nicht überschreiten. “Es ist besser, kein Ergebnis zu haben als ein schlechtes.”

2015 hatte die Weltgemeinschaft in Paris vereinbart, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Welt hat sich nun schon um gut 1,1 Grad erwärmt. Ein Überschreiten der 1,5-Grad-Marke erhöht nach Warnungen der Wissenschaft deutlich das Risiko, sogenannte Kippelemente im Klimasystem und damit unkontrollierbare Kettenreaktionen auszulösen.

Ägypten COP27 | Frans Timmermans

Frans Timmermans (M), Vizepräsident der Europäischen Kommission: besser kein Ergebnis, als ein schlechtes

In dem Entwurf für das finale Papier werden die Staaten auch aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern, die Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden soll. Dies bleibt freiwillig, eine Verpflichtung gibt es nicht.

Die Weltklimakonferenz, zu der etwa 34.000 Teilnehmer angereist sind, war am Freitagabend in die Verlängerung gegangen. COP-Präsident Samih Schukri sagte am Morgen danach: “Es gibt ein gleiches Maß an Unzufriedenheit von allen Seiten.” Der Frage nach einem möglichen Scheitern wich er aus. “Jede Partei hat das volle Recht, sich einem Konsens anzuschließen oder nicht anzuschließen.”

Angesichts der Verzögerungen und einem Verhandlungsprozess, den Teilnehmer als chaotisch beschrieben, wuchs auch die Kritik an den Gastgebern. COP-Präsident Schukri gestand den Unmut der Teilnehmer am Samstag zwar ein, spielte den Ball aber zurück und sagte, die Verantwortung für eine Einigung liege bei den Ländern.

uh/hf (dpa, afp)