Hodenkrebs: Wer auf erste Symptome reagiert, hat gute Chancen

Die gute Nachricht: Hodenkrebs betrifft nur etwa 1,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen. Aber für diejenigen, die eine solche Diagnose bekommen, ist die Nachricht natürlich erst einmal ein Schock. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 25 und 45 Jahren. Aber es kann auch schon Jungen in der Pubertät ab etwa 14 erwischen. Auf Hodenkrebs trifft das Gleiche zu wie auch auf andere Krebsarten: Die Früherkennung macht den Unterschied. Und dafür kann jeder Mann selbst etwas tun. 

Etwa 80 Prozent aller Hodentumoren entdecken die Patienten selbst und das in einem frühen Stadium. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) rät Jungen und jungen Männern zwischen 14 und 45 dazu, ihre Hoden regelmäßig auf mögliche Knoten oder harte Schwellungen zu untersuchen und zwar mindestens einmal im Monat, noch besser aber jede Woche.

Entdecken sie dabei Verhärtungen oder Schwellungen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Auch ein Schweregefühl im Hodensack kann ein Anzeichen für Hodenkrebs sein. Einige Patienten klagen zunächst über Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen. Beides bringt man als Laie zunächst wohl kaum mit Hodenkrebs in Verbindung. 

Infografik Prostata, Hoden DE

Regelmäßiges Abtasten der Hoden hilft, Krebs früh zu erkennen

Was sind die Ursachen von Hodenkrebs?

Hodenkrebs beginnt meist in nur einem Hoden. Als Risikofaktor für die Entstehung gilt vor allem ein Hodenhochstand. Dabei liegen einer oder auch beide Hoden nicht dort, wo sie hingehören, nämlich im Hodensack. Bei etwa drei Prozent aller männlichen Babys, die zum ausgerechneten Datum zur Welt kommen, stellen die Ärztin oder der Arzt einen Hodenhochstand fest. In einem solchen Fall sind die Hoden, die zunächst im Bauchraum gebildet werden, während der Entwicklung des Embryos nicht in den Hodensack gewandert. 

Eine Behandlung ist nötig. Die besteht entweder aus einer Hormontherapie oder einer Operation. Zum ersten Geburtstag des Babys sollten dann beide Hoden die richtige Lage haben, ansonsten besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Hodenkrebs. 

Eine Ausnahme bilden Frühchen. Bei ihnen ist es nicht unüblich, dass die Hoden noch nicht im Hodensack liegen, denn diese Stufe der Entwicklung geschieht erst relativ spät und so kann sich die Lage der Hoden durchaus noch selbst korrigieren. 

Auch eine genetische Prädisposition kann ein Faktor sein. Kommt Hodenkrebs in einer Familie gehäuft vor, hatten etwa Vater oder Bruder bereits diese Erkrankung, dann ist das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken, erhöht. Umwelteinflüsse haben allerdings laut Forschenden keinen Einfluss darauf, ob ein Mann an Hodenkrebs erkrankt oder nicht. 

Wie wird Hodenkrebs behandelt?

Bei Hodenkrebs entfernt der Chirurg den betroffenen Hoden komplett. Wird die Behandlung schon in einem sehr frühen Stadium begonnen, liegt die Heilungsquote bei 100 Prozent. In einem späteren Stadium sinkt diese auf um die 70 Prozent. Eine solche OP führt – allen Unkenrufen zum Trotz – weder zu Impotenz noch ist der Mann ist danach zeugungsunfähig. Und um das ursprüngliche Aussehen zu erhalten, kann in einigen Fällen ein Silikonimplantat eingesetzt werden. 

Hodenkrebs selbst entdecken

Nach der Entfernung des Hodens, der sogenannten Orchiektomie, folgen Bestrahlung und Chemotherapie. Die hat in den meisten Fällen die bekannten Nebenwirkungen wie etwa Haarausfall, Müdigkeit oder auch eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte. 

Mitte Oktober publizierte die Fachzeitschrift The Lancet eine Schweizer Studie zur Behandlung von Patienten mit Hodenkrebs. 116 Patienten hatten an der Studie SAKK 01/10 teilgenommen. Die Forschenden konnten zeigen, dass durch die optimale Kombination von Chemotherapie und gezielter Strahlentherapie der Bereich der bestrahlt werden musste, um etwa 75 Prozent verringert werden konnte. Außerdem zeigte diese Vorgehensweise weniger Nebenwirkungen. 

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts liegt der Rate der Neuerkrankungen bei etwa 4.200 im Jahr. Im Jahr 2019 starben knapp 160 Männer an Hodenkrebs. Kommt der Krebs trotz Behandlung zurück, treten diese sogenannten Rezidive meist innerhalb der ersten zwei Jahre nach Beendigung der Therapie auf. Aber auch noch nach fünf Jahren kann sich Hodenkrebs erneut entwickeln. 

Etwa 96 Prozent der Patienten sind jedoch fünf Jahre nach der Erstdiagnose und entsprechender Therapie noch immer krebsfrei. Voraussetzung dafür ist in erster Linie die Früherkennung des Krebses. Also, Abtasten ist wichtig.