So funktioniert Starlink – auch in der Ukraine

Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist der strategische Nutzen von Starlink klar: Über das Satellitennetzwerk von Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX kriegen die Menschen in der Ukraine wieder Informationen. Und auch das ukrainische Militär nutzt Starlink erfolgreich für die Koordination unter anderem von Drohnen.

Wofür gibt es Starlink?

Mit dem ursprünglich zivilen Starlink-Programm sollen eigentlich unterversorgte Regionen fernab der Städte mit Internet versorgt werden. Neben strukturschwachen Gebieten, wenig besiedelten Regionen oder unendlichen Wasserflächen dachte man vielleicht auch an freie Informationen für Menschen in zensierten Autokratien.

Sicherlich aber dachte man nicht an ein europäisches Kriegsgebiet, in dem der Aggressor zu Beginn der Invasion zunächst gezielt die Stromversorgung und Internetverbindungen zerstörte.

Wie funktioniert Starlink?

Starlink erstellt einen Internetzugang, indem es die Daten via Licht transportiert, also wie bei einem Glasfaserkabel. Aber dieser Transfer erfolgt über Satelliten. Dafür baut der texanische Geschäftsmann Elon Musk seit Jahren eine Satelliten-Netzwerk auf, in dem die einzelnen Satelliten die entsprechenden Daten untereinander weiterleiten.

Musks Raumfahrtkonzern SpaceX hat seit 2019 rund 2300 Satelliten ins niedrige Erdorbit gelauncht. Ziel es es, das Netzwerk auf bis zu 42.000 Satelliten auszubauen. Einen entsprechenden Antrag hat SpaceX bereits bei der zuständigen Federal Communications Commission (FCC) in den USA gestellt.

Illustration | SpaceX Starlink Satellitennetzwerk

Seit 2019 hat der Raumfahrtkonzern SpaceX bereits rund 2300 Satelliten ins niedrige Erdorbit gelauncht.

Um die Satelliten-Daten nutzen zu können, braucht es zudem ein Empfangsgerät am Boden, der wie ein Router die Geräte mit dem nächsten Satelliten verbindet. Der Empfänger richtet die Empfangsschüssel, die einer TV-Satellitenschüssel ähnelt, eigenständig auf einen verfügbaren Satelliten aus und schon wird die Internetverbindung aufgebaut.

Was sind die Vorteile von Starlink?

Starlink ist nicht der erste Anbieter von Satelliten-Internet, aber es hat einige Vorteile gegenüber den Konkurrenten: Das Satelliten-Internet ist vergleichsweise einfach zu bedienen. Die Daten fließen kontinuierlich und beeindruckend schnell. Denn die Starlink-Satelliten kreisen mit 328 bis 614 Kilometern Höhe deutlich niedriger um die Erde als die Satelliten der Mitbewerber.

Zum Vergleich: Die Satelliten vom bisherigen Satelliten-Platzhirsch Hughesnet kreisen in 35.000 Kilometern Höhe um die Erde. Entsprechend braucht auch die Datenübertragung rund zehnmal so lang wie bei Starlink.

Lohnt sich Starlink für Privatleute?

Bislang ist Starlink nur in ausgewählten Regionen verfügbar. Zu den 32 Ländern zählen Teile der USA und Kanadas, Mittel- und Südeuropa, Teile von Lateinamerika und der Süden von Australien. Also noch nicht die Gebiete, für die das Satelliten-Internet ursprünglich gedacht waren.

Das liegt vermutlich auch daran, dass das Satelliten-Internet von Starlink sehr teuer ist, allein das Empfangsgerät kostet in den USA rund 600 Euro. Und die monatliche Nutzungsgebühr liegt bei 110 Dollar.

Insofern lohnt sich das Satelliten-Internet für Gebiete mit einer guten oder zufriedenstellenden Netzabdeckung wie etwa in Europa kaum. Es sei denn, man ist viel mit dem Boot oder Wohnmobil unterwegs und will trotzdem permanent eine leistungsstarke Internetverbindung nutzen.

Warum ist das Starlink-Programm so umstritten?

Schnelles Internet für alle überall klingt zunächst vielversprechend. Aber das Satelliteninternet Starlink ist aus vielerlei Gründen sehr umstritten.

Sorge vor Kontrollverlust

Schon die Bereitstellung von Starlink für die Ukraine samt Lieferung der nötigen Empfangsanlagen fand als öffentliche Absprache zwischen dem texanischen Geschäftsmann Elon Musk und Mykhailo Fedorov, ukrainischer Vize-Premier und Minister für digitale Transformation, über den privaten Bloggingdienst Twitter statt – also ohne öffentliche Debatte und ohne jegliche Kontrolle durch Parlamente.

Elon Musk aktiviert Starlink in der Ukraine

Wird Elon Musk das private Starlink-Projekt irgendwann meistbietend verkaufen?

Und was passiert, wenn das private Starlink-Projekt nach Fertigstellung meistbietend verkauft wird und in die falschen Hände gelangt? Wenn künftig totalitäre Staaten oder strategische Rivalen auf dieses erdumspannende Netz zugreifen können?

Gedränge im Orbit

Außerdem “müllt” Elon Musk mit seinen privaten Satelliten auch unser Orbit zu. 1957 wurde der erste Sputnik-Satellit ins All geschossen, bis 2019 folgten ihm bereits 8.500 weitere Satelliten. Das Starlink-Netzwerk soll 42.000 Satelliten umfassen – es wird also schnell sehr voll im Orbit. Dies gefährdet andere Satelliten und behindert auch astronomische Beobachtungen von der Erde aus.

Schon jetzt werden die Starlink-Satelliten für die meisten Beinahe-Kollisionen mit anderen Satelliten verantwortlich gemacht. Und sobald ein Satellit automatisch seine Flugbahn ändert, um einer möglichen Kollision auszuweichen, kann dies eine Kettenreaktion auslösen, weil dann wiederum andere Satelliten auf dessen geänderte Flugbahn reagieren.

Problematisch ist auch die vergleichsweise kurze Lebenszeit der Starlink-Satelliten, die nach rund fünf Jahren ihren Geist aufgeben. Selbst wenn sie dann beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre weitgehend verglühen, so müssen doch ständig neue Satelliten ins All geschossen werden, um keine Lücken im Netzwerk entstehen zu lassen.

Kaum Chancen für Mitbewerber

Aktuell nutzt SpaceX seine marktbeherrschende Stellung massiv aus, um sich die Konkurrenz auch in Zukunft fernzuhalten: Angesichts der Satelliten-Dichte ist für andere Mitbewerber kaum noch Platz, schon gar nicht in den erdnahen Umlaufbahnen. Wenn überhaupt müssten sie auf deutlich weiter entfernte und unattraktivere Höhen ausweichen.

Für ein ähnlich engmaschiges Satelliten-Netz zur globalen Versorgung mit schnellem Internet ist dies höchst unattraktiv, sprich: Starlink hat auch künftig wenig Konkurrenz zu fürchten.