“Als das Tor gefallen ist, war es ganz schön laut. Das war schön.” Auch Lina Magull, Nationalspielerin in Diensten des FC Bayern freute sich nicht nur darüber, gegen den Meister und bisherigen Tabellenführer VfL Wolfsburg gewonnen zu haben, sondern auch, dass der knappe 1:0 (0:0)-Sieg vor ausverkauftem Haus stattgefunden hatte. 2500 Zuschauer waren im Stadion auf dem Bayern-Campus anwesend, die Karten waren nach Beginn des Vorverkaufs innerhalb einer halben Stunde vergriffen. “Immer, wenn hier ausverkauft ist, herrscht eine super Stimmung. Die Leute freuen sich, uns zuschauen zu können. Das haben wir auch mit aufgesaugt”, so Magull.
Die beiden besten Mannschaften der Fußball-Bundesliga der Frauen profitierten auch davon, dass ihr Topspiel genau in der Länderspielpause der Männer terminiert war. Daher lief die Partie auch in der ARD, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, und nicht wie sonst nur im Pay-TV – quasi barrierefreier Zugang zur Premium-Qualität des deutschen Frauenfußballs, fast zur Prime Time.
Die Zuschauer – im Stadion und vor dem Fernseher – sahen ein enges und intensives Spiel, in dem schließlich eine Standardsituation die Entscheidung brachte: Mit einem sicher verwandelten Handelfmeter sorgte Georgia Stanway für das späte 1:0 (0:0). “Das war ein großer Kampf. Wir haben den Sieg verdient”, sagte die Torschützin anschließend. “Natürlich sind wir echt happy, dass wir jetzt endlich mal wieder gegen Wolfsburg gewonnen haben”, sagte Magull im ARD-Interview. “Wir haben es heute irgendwie auch gespürt, das etwas drin ist.”
Frohms und die Latte lassen Bayern verzweifeln
Doch lange Zeit schien es so, als wollte das entscheidende Tor für die FCB-Frauen einfach nicht fallen. Dreimal trafen die Münchenerinnen nur die Latte, ansonsten war stets die sehr gute Nationaltorhüterin Merle Frohms im Wolfsburger Tor auf dem Posten. Beim Elfmeter war sie dann aber doch chancenlos. “Wir haben uns natürlich etwas anderes vorgenommen”, sagte Frohms’ Teamkollegin Alexandra Popp am ARD-Mikrofon. “Man muss sagen, dass wir in der ersten Halbzeit viel zu wenig gemacht haben. Wir waren viel zu sehr mit Defensivarbeit beschäftigt.”
Unterstrich ihren Status als deutsche Nummer eins: Wolfsburgs Torhüterin Merle Frohms
Mit dem Sieg haben die Münchenerinnen nicht nur zum ersten Mal seit November 2020 in der Bundesliga wieder gegen Wolfsburg gewinnen können, sondern sie haben sich in der Tabelle der Frauen-Bundesliga vor die “Wölfinnen” geschoben und gehen als Spitzenreiterinnen in die letzten sechs Spiele der Saison. “Es ist auf jeden Fall noch ein hartes Stück Arbeit, weil jetzt sind wir nur einen Punkt vor, und das wird nicht leicht, weil wir noch ein paar schwere Aufgaben vor uns haben”, sagte Lina Magull. “In den englischen Wochen müssen wir fit bleiben. Aber wir werden alles dafür tun, den ersten Platz zu verteidigen.”
Drei Titel für beide Klubs möglich
Bevor es soweit ist, treffen die beiden Teams aber noch einmal aufeinander: Am 15. April geht es für Wolfsburg im DFB-Pokal-Halbfinale erneut nach München. Außerdem käme es auch im Semifinale der Champions League zum direkten Duell, sollten die beiden Klubs in ihren Viertelfinal-Rückspielen in der kommenden Woche erfolgreich sein. Die Bayern hatten gegen Arsenal WFC knapp gewonnen, Wolfsburg war im Hinspiel gegen Paris St. Germain siegreich.
Drei Titel sind also noch für beide deutschen Topklubs möglich. Für beide führt dabei aber kein Weg am jeweils anderen vorbei. “Die Meisterschaft ist heute nicht entschieden”, wiegelte Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot ab. “Wir müssen in den nächsten Wochen jetzt unsere Hausaufgaben machen.” Das bestätigte auch Alexandra Popp: “Jetzt sind wir in Lauerstellung und müssen einfach weiter dranbleiben”, sagte sie entschlossen. Der Rest der (Bundesliga)-Saison dürfte also spannend werden.