“Zum zehnten Mal in Folge, das ist ein historischer Moment”, erkannte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann schon vor dem Anpfiff des Spitzenspiels gegen Borussia Dortmund im Interview des Fernsehsenders Sky. “Das sollten wir uns auch nicht kleinreden lassen.” Der 34-Jährige wirkte zu diesem Zeitpunkt so locker, als hätte er schon seinen ersten Meistertitel mit den Bayern im Sack. “Wenn ich er wäre, würde ich auch Meister werden wollen”, entgegnete BVB-Coach Marco Rose mit verkniffener Miene. “Aber wir sind hier, um das zu verhindern.” Daraus wurde jedoch nichts: Die Bayern gewannen mit 3:1 (2:0) und machten damit den Titel vorzeitig perfekt.
Schnell übernahmen sie vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchener Arena das Kommando. Nationalspieler Serge Gnabry brachte die Bayern in der 15. Minute mit einem schönen Schuss von der Strafraumgrenze in den linken oberen Winkel auf die Siegerstraße. Weltfußballer Robert Lewandowski legte nach einem Konter das 2:0 (34. Minute) nach, es war bereits der 33. Saisontreffer des Polen. Der BVB verzeichnete in der ersten Halbzeit keinen einzigen Torschuss. Im zweiten Durchgang steigerten sich die Dortmunder und kamen immerhin per Foulelfmeter durch Emre Can (57.) zum Anschlusstreffer. Doch der eingewechselte Jamal Musiala machte mit seinem Tor zum 3:1 (83.) endgültig den Deckel drauf.
Mit dem Erfolg bauten die Bayern ihren Vorsprung auf den Tabellenzweiten BVB auf zwölf Punkte aus und sind damit in den verbleibenden drei Saisonspielen nicht mehr vom Spitzenplatz zu verdrängen. Es ist der 32. deutsche Meistertitel in der Vereinsgeschichte der Münchener, der zehnte in Folge. Das ist noch keinem anderen Klub in Europas Topligen gelungen. “Wir wollten das unbedingt”, sagte Thomas Müller, der jetzt mit seinem elften Meistertitel Rekordmeister unter den Bundesliga-Spielern ist. Und Trainer Nagelsmann ergänzte: “Ich finde, wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir sind verdient Meister.” Verdient hatte er sich auch die obligatorische Bierdusche.
Fürth steigt ab
Nur mit vier Blättern ist das Kleeblatt ein Glücksbringer, das traditionelle Vereinssymbol der Spielvereinigung Fürth hat nur drei. Doch daran liegt es sicher nicht alleine, dass die Fußballer aus Fürth nach einer Spielzeit in der Bundesliga wieder zurück in die 2. Liga müssen.
Viel Glück hatten die Franken in der Spielzeit allerdings nicht – auch nicht im viertletzten Saisonspiel: Trotz einer engagierten Leistung verlor Fürth sein Heimspiel gegen ein abgezocktes Team von Bayer 04 Leverkusen nach einer 1:0-Führung klar mit 1:4. Damit steht die Spielvereinigung als erster Absteiger fest, zum zweiten Mal nach 2013 müssen die “Kleeblätter” direkt wieder ins Unterhaus.

Am Boden zerstört: die Fürther Spieler, wie hier Branimir Hrgota
“Die Niederlage ist natürlich verdient. Trotzdem hat meine Mannschaft Moral bewiesen”, sagte Fürths Trainer Stefan Leitl. “Das Spiel ist ein Spiegelbild der bisherigen Saison, deswegen fühlt es sich auch nicht gut an, den Abstieg heute hinnehmen zu müssen.” Leverkusen verbesserte sich mit dem Auswärtssieg vom vierten auf den dritten Platz und ist damit auf Champions-League-Kurs.
Union dreht das Spiel in Leipzig
Die Werkself profitierte davon, dass sich der bisherige Dritte RB Leipzig kurz vor Schluss noch die Butter vom Brot nehmen ließ. In den letzten Minuten verspielte die Mannschaft von Domenico Tedesco eine 1:0-Führung gegen den 1. FC Union Berlin und verlor am Ende mit 1:2.

Union-Spieler Behrens (l.) zieht blank nach seinem Siegtreffer zum 2:1 in Leipzig
Union-Trainer Urs Fischer hatte ein glückliches Händchen: Die eingewechselten Sven Michel und Kevin Behrens sorgten für den alles in allem verdienten Sieg der Berliner, die als Tabellensechster weiter auf einen Europa-League-Startplatz hoffen dürfen. “Kompliment an die Jungs”, freute sich Fischer. “Die Mannschaft hat wirklich Moral gezeigt.”
Hin und her in Freiburg
Auf Rang fünf bleibt der SC Freiburg, der beim 3:3 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach ein Wechselbad der Gefühle erlebte. Nach einem 0:2-Rückstand drehte die Mannschaft von Trainer Christian Streich unter den Augen von Ex-Bundestrainer Joachim Löw das Spiel und führte kurz vor Schluss mit 3:2. Doch dann gelang Lars Stindl in der Nachspielzeit doch noch der späte Ausgleich für die Gladbacher. “Wir waren in der Saison auch schon effizient”, sagte Streich. “Heute war die Effizienz von Gladbach deutlich besser.”

Umkämpfte Partie: Freiburgs Lucas Höler (l.) und Gladbachs Ramy Bensebaini
Der 1. FC Köln darf als Tabellensiebter nach dem 3:1-Sieg gegen Arminia Bielefeld weiter von einem Europapokal-Platz träumen – auch weil Verfolger TSG Hoffenheim bei Eintracht Frankfurt nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus kam und damit Punkte liegen ließ. “Das Ergebnis ist am Ende zu wenig für uns”, beklagte Hoffenheims Coach Sebastian Hoeneß, “mit Blick auf die Ergebnisse in den anderen Stadien.”
Dreierpack von Max Kruse
Der VfL Wolfsburg machte einen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt. Beim 5:0-Sieg im Freitagsspiel gegen den FSV Mainz 05 fielen alle Treffer schon in der ersten Halbzeit, Max Kruse gelang ein Dreierpack.

Max Kruse (l.) trifft per Strafstoß zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Mainz
FSV-Trainer Bo Svensson war nach der Pleite stinksauer auf seine Mainzer. “Es war in allen Bereichen in der ersten Halbzeit eine absolute Frechheit”, schimpfte der Däne. “Das hat nichts mit Bundesliga-Fußball oder Bundesliga-Niveau zu tun.” Florian Kohfeldt bremste die Euphorie der “Wölfe”-Fans. “Es war ein wichtiger Sieg, aber rechnerisch müssen wir den Klassenerhalt noch klarmachen”, sagte der VfL-Trainer.
Alle Partien des 31. Spieltags im Überblick:
Freitag, 22.4.2022
VfL Wolfsburg – FSV Mainz 05 5:0 (5:0)
Tore: 1:0 Wind (8.), 2:0 Kruse (24., Foulelfmeter), 3:0 Kruse (35.), 4:0 Wind (42.), 5:0 Kruse (45.+2)
Samstag, 23.4.2022
RB Leipzig – 1. FC Union Berlin 1:2 (0:0)
Tore: 1:0 Poulsen (46.), 1:1 Michel (86.), 1:2 Behrens (89.)
Eintracht Frankfurt – TSG 1899 Hoffenheim 2:2 (1:1)
Tore: 0:1 Ndicka (12., Eigentor), 1:1 Ndicka (32.), 2:1 Kamada (66.), 2:2 Rutter (78.)
SC Freiburg – Borussia Mönchengladbach 3:3 (0:2)
Tore: 0:1 Bensebaini (3. Handelfmeter), 0:2 Embolo (13.), 1:2 Grifo (49., Foulelfmeter), 2:2 Günter (61.), 3:2 Lienhart (80.), 3:3 Stindl (90.+4)
1. FC Köln – Arminia Bielefeld 3:1 (2:1)
Tore: 1:0 Uth (3.), 1:1 Hübers (33., Eigentor), 2:1 Modeste (43.), 3:1 Thielmann (86.)
SpVgg Greuther Fürth – Bayer Leverkusen 1:4 (1:2)
Tore: 1:0 Willems (5.), 1:1 Schick (8.), 1:2 Azmoun (18.), 1:3 Paulinho (58.), 1:4 Palacios (84.)
FC Bayern München – Borussia Dortmund 3:1 (2:0)
Tore: 1:0 Gnabry (15.), 2:0 Lewandowski (34.), 2:1 Can (57. Foulelfmeter), 3:1 Musiala (83.)
Sonntag, 24.4.2022
VfL Bochum – FC Augsburg -:- (Anpfiff 15.30 Uhr)
Hertha BSC – VfB Stuttgart -:- (17.30 Uhr)