“Pinktober” rückt Brustkrebs im Nahen Osten ins öffentliche Bewusstsein

Jedes Jahr nutzen Frauen weltweit den Oktober dazu, um auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen. Der internationale “Pinktober” – der pinke Oktober – rückt Brustkrebs in den Mittelpunkt vieler Veranstaltungen und Aktionen. Dabei ist das Symbol für Brustkrebspatientinnen eine pinke Schleife. 

Brustkrebs ist laut WHO derzeit weltweit die häufigste Krebsart. Rund 2,26 Millionen Fälle wurden allein im Jahr 2020 registriert. Diese Zahlen könnten allerdings noch höher liegen, da viele Frauen während der Pandemie nicht zur Krebsvorsorge gegangen sind und entsprechend keine Diagnosen gestellt wurden.

Krebserkrankungen sind ein Tabu

Ein Grund für den verzeichneten Anstieg der Brustkrebsraten in arabischen Ländern sind unter anderen die verbesserten Möglichkeiten der Krebsvorsorge. So kann Brustkrebs früher erkannt werden, aber diese Untersuchungen sind auch eine Frage des Geldes.

Nicht jede Frau kann es sich leisten, zur Mammographie zu gehen, und auch die medizinische Infrastruktur ist schlecht. Neben niedrigem Einkommen tragen Umweltfaktoren, Stress, Alkoholkonsum und eine ungesunde Ernährung zur Entstehung von Brustkrebs bei. 

Frau mit Kopftuch auf einem Moped

In arabischen Ländern beginnt die Aufklärung über Brustkrebs erst allmählich

Die WHO hat festgestellt, dass auch eine genetische Veranlagung ein wesentlicher Faktor dafür ist, dass sich Krebserkrankungen entwickeln. Zudem spielen soziale Aspekte eine große Rolle. So sind Krebserkrankungen in vielen arabischen Ländern noch immer ein Tabu. Es ist eine Krankheit, über die man nicht spricht. Das Thema Brustentfernung oder alleine schon das Wort ‘Brust’ empfinden viele als obszön oder beschämend. 

Adipositas ist ein wichtiger Faktor bei Brustkrebs

Ein Faktor, der zu den Krebserkrankungen im Nahen Osten beiträgt, könnte die steigende Zahl derjenigen sein, die als übergewichtig oder fettleibig eingestuft werden. Die weltweite Krebsforschung sieht dies als einen wesentlichen Faktor bei der Entstehung von Krebs und damit auch von Brustkrebs. 

Nach Ländern im Pazifik, wie etwa den Cookinseln oder Palau, sind arabische Länder weit oben auf der Liste mit hohen Adipositas-Inzidenzen zu finden.

Laut WHO liegt die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in den arabischen Ländern zwischen 74 und 86 Prozent bei Frauen und bei 69 bis 77 Prozent bei Männern. 

Nach Angaben der WHO gilt ein Body-Mass-Index (BMI) von 25 oder mehr als übergewichtig, während Fettleibigkeit als BMI von 30 oder mehr definiert wird. Adipositas steht in engem Zusammenhang mit vielen Tumorarten, mit Prostatakrebs bei Männern, aber eben auch mit Brustkrebs bei Frauen. 

Zwei Frauen mit Kopftuch gehen über einen Platz

In vielen arabischen Ländern ist Brustkrebs mit einem Stigma behaftet

Brustkrebs ist mit einem Stigma belegt

Um die steigende Zahl der Brustkrebsfälle richtig einschätzen zu können, sind zuverlässige Daten erforderlich. Aber in den meisten arabischen Ländern gibt es keine Krebsregister, die beispielsweise wichtige Faktoren zu Brustkrebs aufzeigen würden. Und einem Bericht der WHO zufolge taucht Brustkrebs in den Sterbestatistiken eher selten auf.

Brustkrebs unterliegt in vielen arabischen Ländern eben noch immer einem Stigma. Aber es gibt auch positive Entwicklungen.

Anlässlich des ‘Pinktobers’ hat das Gesundheitsministerium im Gazastreifen in Zusammenarbeit mit einer privaten Wohltätigkeitsorganisation die Kampagne “There’s No Shame in it” gestartet, die vermittelt, dass Frauen sich für ihre Brustkrebserkrankung nicht zu schämen brauchen.

Nach Angaben des Ministeriums macht Brustkrebs bei Frauen im Gazastreifen 32 Prozent der diagnostizierten Krebserkrankungen aus. Aber es tut sich etwas. Mittlerweile wurde eine mobile Klinik eingerichtet, in der täglich etwa 150 Frauen untersucht werden können. 

Arabische Frauen auf Fahrrädern mit pink-farbenen Luftballons am Lenker

Im ‘Pinktober’ gibt es weltweit Aktionen zu Brustkrebs

Es gibt positive Beispiele für den Umgang mit Brustkrebs 

In Saudi-Arabien gibt es seit 2014 in beliebten Einkaufszentren während des ‘Pinktobers’ Brustkrebs-Pop-up-Stände und mobile Mammographie-Einheiten. Geschultes, weibliches Personal zeigt Frauen dort, wie sie ihre Brüste auf mögliche Tumoren auch zu Hause untersuchen können, denn die Früherkennung kann Leben retten. 

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Brustkrebs, der im Stadium 0 erkannt wird, liegt bei 99 Prozent. Das gilt für lokalisierte Tumoren. Bei Brustkrebs, der im Stadium 1 entdeckt wird, wenn er sich bereits auf nahegelegenes Gewebe ausgebreitet hat, liegt bei der Fünfjahres-Überlebensrate bei schätzungsweise 90 Prozent.

Frauen auf einer Demonstration zum Weltbrustkrebstag

In arabischen Ländern wollen Frauen Bewusstsein für Brustkrebs schaffen

Auch wenn der ‘Pinktober’ durch Erzählungen von Frauen, die ihre Brustkrebserkrankung bewältigt haben, viel Hoffnung macht, erinnert dieser Monat viele Frauen auch an traumatische Zeiten in ihrem Leben. Schließlich lassen sich Brustkrebserkrankungen nicht nur anhand von Statistiken bewerten. Für jede Frau, die diese Diagnose bekommt, ist es ein schlimmes und einschneidendes Erlebnis, das oft zum Alptraum wird.