Giftalge ist für das Fischsterben verantwortlich

Die Frage nach dem genauen Verursacher der Katastrophe lässt der Bericht offen. Die Forscher einer Nationalen Expertengruppe unter Leitung des Umweltbundesamts legten die Ergebnisse ihrer Analysen vor und bestätigten die massive Ausbreitung einer giftigen Alge als wahrscheinlichste Ursache der Umweltkatastrophe.

Woher kam die hohe Salzkonzentration?

Welche Quelle jedoch zu der ungewöhnlich hohen Salzkonzentration im Wasser geführt hatte, die die Vermehrung der Giftalge begünstigte, bleibe “mangels verfügbarer Informationen” unklar, hieß es.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Die Oder-Ausbaumaßnahmen stehen in Frage – Umweltministerin Steffi Lemke spricht mit der polnischen Seite

Polnische Experten sprechen dagegen nicht explizit von “Salzeinleitungen” und heben stattdessen hervor, dass der Fluss schon seit langem belastet sei und der niedrige Wasserstand im Sommer zu einer höheren Salzkonzentration geführt habe. Die alles entscheidende Frage, wer genau für diese ungewöhnlich hohen Salzmengen in der Oder verantwortlich ist, bleibt auf beiden Seiten ungeklärt. Die polnische Zeitung “Gazeta Wyborcza” titelt: “Die Oder ist gestorben, Schuldige gibt es nicht.”

Die Alge hat ein Gift erzeugt

Das deutsche Umweltministerium betonte, eingeleitetes Salz habe zur Massenvermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt. Die Alge habe eine giftige Substanz erzeugt, die zum massenhaften Tod der Fische sowie anderer Organismen wie Schnecken und Muscheln geführt habe. Die genaue Quelle der Salze, anderer Elemente und Chemikalien sei aber unklar, heißt es im Bericht. Bei dem eingeleiteten Salz handelt es sich laut Bericht um das als Kochsalz bekannte Natriumchlorid.

Unklar sei auch, wie die Brackwasseralge, die normalerweise in Küstengewässern vorkommt, ins Binnenland geraten sei.

Umweltministerin Steffi Lemke mit polnischer Amtskollegin

Umweltministerin Steffi Lemke mit polnischer Amtskollegin Anna Moskwa an der Oder (Archivbild)

Das Sterben der Fische wurde am 9. August auf deutscher Seite des Grenzflusses entdeckt. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben schon Ende Juli erste Hinweise darauf. Deutschland warf Polen vor, die Ereignisse nicht frühzeitig gemeldet zu haben. Die ursprüngliche Absicht, einen gemeinsamen deutsch-polnischen Abschlussbericht zum Fischsterben vorzustellen, scheiterte. Stattdessen wurden zwei separate Analysen veröffentlicht.

“Typischerweise aus Kläranlagen”

Der jetzt vorgelegte deutsche Abschlussbericht nennt nach der Analyse von mehr als 1200 bekannten Stoffen und Elementen, dass die nachgewiesenen Stoffe “typischerweise aus Einleitungen von industriellen oder kommunalen Kläranlagen” stammten. Nähere Details dazu nennt der Bericht nicht.

Um künftigen Katastrophen dieser Art vorzubeugen, empfehlen die Wissenschaftler unter anderem, weiter zur Ausbreitung der Brackwasseralge zu forschen und das grenzüberschreitende Warn- und Meldesystem zu verbessern. Auch vorhandene Genehmigungen für Einleitungen von Stoffen in Gewässer sollten überprüft werden.

Helmut Zahn, Fischer bei Schwedt an der Oder

Helmut Zahn, Fischer bei Schwedt an der Oder, hatte mit Umsatzeinbußen zu kämpfen

Bundesumweltministerin Steffi Lemke sagte den betroffenen Regionen Hilfe zu. Nun stehe die Regeneration des Flusses im Vordergrund. Ausbaumaßnahmen an der Oder, wie sie Polen vorantreibt, stünden einer “erfolgreichen Regeneration entgegen”, sagte Lemke. Sie stünde hierzu mit ihrer polnischen Kollegin im Austausch.

Umweltverbände mahnten einen Stopp der Oder-Ausbaumaßnahmen an. Die Umweltorganisation Greenpeace vermutet Einleitungen von Salz aus der polnischen Bergbauindustrie als Ursache für das Sterben und beruft sich auf Analysen von eigenen Aktivisten.

Fischsterben an der Oder: Aktivisten berichten von illegalen Industrieabwässern

nob/rb (dpa, afp)