Israel tötet bei Luftschlag Dschihad-Militärchef im Gazastreifen

Israelische Streitkräfte haben bei Luftschlägen auf den Gazastreifen den Militärchef der extremistischen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) getötet. Taisir al-Dschabari sei bei dem Angriff gestorben, teilte die PIJ mit. Das israelische Militär bestätige den Tod des hochrangigen Kommandeurs. Demnach war Al-Dschabari verantwortlich für zahlreiche Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Israels Ministerpräsident Jair Lapid sprach im Fernsehen von einer “Anti-Terror-Operation” gegen “eine unmittelbare Bedrohung”.

Der Islamische Dschihad wird von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. Zuvor hatte das israelische Militär nach Drohungen des Islamischen Dschihads mehrere Ziele in dem Küstenstreifen beschossen. Nach palästinensischen Angaben kamen dabei mindestens zehn Menschen ums Leben, darunter neben Al-Dschabari ein fünfjähriges Kind. Mindestens 55 Menschen seien verletzt worden.

Nach Angaben der israelischen Armee sind bei dem Luftschlag außer Al-Dschabari zehn weitere Dschihad-Mitglieder ins Visier genommen worden. Sie sollen einen Angriff gegen Israel vorbereitet haben. Auch Militärbasen und Gebäude der PIJ wurden demnach in Gaza angegriffen.

Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas, die im Gazastreifen an der Macht ist, kündigte Vergeltung an: “Die Besatzung”, so die Bezeichnung der Hamas für Israel, habe “die roten Linien überschritten.”

2019 hatte Israel bereits den Vorgänger von PIJ-Kommandeur Al-Dschabari, Dschihad-Militärchef Baha Abu al-Ata, gezielt getötet. Darauf folgten damals massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mithilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

Erhöhte Sicherheitsstufe ausgerufen

Auch nach den israelischen Luftschlägen an diesem Freitag folgten Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Der Islamische Dschihad beschoss nach eigenen Angaben zur Vergeltung mehrere Städte, darunter Tel Aviv, Israels Wirtschaftsmetropole am Mittelmeer. Militante Palästinenser behaupten, mehr als 100 Raketen auf israelische Städte abgefeuert zu haben.

Raketen werden aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert

Raketen werden aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert

Israelischen Medienberichten zufolge gingen die Raketen auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Einwohner Tel Avis berichteten, sie hätten Explosionen gehört. In anderen Städten gaben Sirenen Raketenalarm. Die Stadt Tel Aviv öffnete laut Medienberichten aus Sorge vor weiteren Attacken öffentliche Luftschutzräume. Israels Rettungsdienst teilte mit, ihm lägen gebe keine Berichte über Verletzte vor. Für die israelischen Gebiete rund um den Gazastreifen wurde eine erhöhte Sicherheitsstufe ausgerufen.

Die israelischen Luftschläge dauerten am Freitagabend an. Ministerpräsident Lapid teilte mit: “Die israelische Regierung wird es Terrororganisationen nicht erlauben, die Agenda in den Ortschaften am Rande des Gazastreifens zu bestimmen und israelische Bürger zu bedrohen. Wer Israel angreifen will, muss wissen, dass wir zu ihm gelangen werden.”

Am Montag war bei einem israelischen Anti-Terror-Einsatz der Anführer des Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, festgenommen worden. Der militärische Arm der Organisation, Saraja al-Kuds, drohte daraufhin mit Angriffen. Der Dschihad ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbunden und verübt aus dem Gazastreifen regelmäßig Raketenangriffe auf Israel. Das israelische Militär sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft.

gri/AR/ack  (dpa, afp, rtr)