Omikron-Variante BA.5: Keiner ist vollständig geschützt

Die neue Omikron-Variante breitet sich in zunehmendem Tempo aus. Allein in Deutschland verdoppeln sich die Zahlen jede Woche. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) macht die neue Variante etwa zehn Prozent aller Neuinfektionen aus. Die neueste Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut RKI in Deutschland bei 447. Experten aber warnen schon jetzt vor möglicherweise sehr hohen Infektionszahlen im Sommer, also der Jahreszeit, in der sich das Virus eigentlich weniger rasch verbreiten sollte.

In Portugal ist die Lage bereits dramatischer. Dort hat die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern wieder zugenommen, genauso wie die Sterblichkeit. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich seit Mitte April vervierfacht und liegt bei nahezu 1.500.

Bei den neuen Subtypen sind es wiederum vor allem Ältere und Personen mit einem geschwächten Immunsystem, die am anfälligsten für eine Infektion sind. Ihnen empfiehlt das RKI zu einer Booster-Impfung, am besten mit einem Stoff, der speziell auf die neuen Varianten abzielt. Den aber gibt es noch nicht. 

Intensivstation in Klinik - Schwester mit Patient

In Portugal ist die Zahl der Neuinfektionen, der Hospitalisierungen und Todesfälle stark gestiegen

Infektion und bisherige Impfung bieten keinen ausreichenden Schutz

Diejenigen, die sich bereits mit Omikron infiziert haben, sind vermutlich trotzdem nicht vor neuen Subtypen geschützt. So zeigten erste Daten, dass Menschen, die sich etwa mit der Omikron-Variante BA.1 bereits Anfang des Jahres infiziert hatten, sich trotzdem noch mit BA.4 oder BA.5 infizieren können.

Wichtig ist dabei auch der zeitliche Abstand. Liegt die Erstinfektion noch nicht allzu lange zurück, ist der Schutz größer, da die Anzahl der Antikörper noch relativ hoch ist. Mit der Zeit aber verringert sich die Zahl der Antikörper und damit auch der Schutz.

Die Entwicklung spezifischer Impfstoffe dauert zu lange

Jede Variante kommt mit einer neuen Oberfläche daher, die dann wieder für unser Immunsystem unbekannt ist. Es muss also ein neuer oder abgewandelter Impfstoff her. Daran forschen allen voran die Pharmaunternehmen Moderna und BioNTech/Pfizer. Die von ihnen ursprünglich entwickelten COVID-19-Imfpstoffe sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie enthalten den Bauplan für Virusproteine und lassen sich relativ einfach an neue Virus-Varianten anpassen, ohne dass dafür der eigentliche Herstellungsprozess verändert werden muss.

BioNTech/Pfizer und Moderna haben zwei verschiedene Forschungsansätze: zum einen die Entwicklung eines auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffes und zum anderen eine Kombination zweier Impfstoffe. Diese bestehen dann aus zwei verschiedenen Varianten des Coronavirus: dem ursprünglichen Virus und der Omikron-Variante. Forscher gehen davon aus, dass so eine höhere Impfstoffwirkung erzielt werden könnte.

Bevor diese Impfstoffe verfügbar sein werden, müssen die Kandidaten auf Verträglichkeit und Sicherheit hin geprüft werden und auch auf ihre jeweilige Wirkungsweise. Dazu wiederum sind klinische Studien nötig. Über die letztendliche Zulassung entscheidet dann die EMA, die Europäische Arzneimittel-Agentur. Wenn alles nach Plan läuft, soll das im September dieses Jahres sein, vor der befürchteten neuen Welle im Herbst.

Mann mit Maske in der Hand

Maskenpflicht ade? Das wird sich im Herbst zeigen

Zurück zu Mund-Nasen-Schutz und Abstand?

Auch nicht medizinische Maßnahmen werden wieder diskutiert, die auch in den vorangegangenen Wellen implementiert wurden. Aber sie haben zunehmend Unmut in der Bevölkerung ausgelöst, bis hin zu Protestaktionen. Dazu gehörten Schulschließungen, die Absage von öffentlichen Veranstaltungen genauso wie eine beschränkte Anzahl Personen bei privaten Treffen, Arbeiten im Homeoffice, Abstand halten und das Tragen einer medizinischen Maske. Diese Maßnahmen sind mittlerweile wieder aufgehoben. Vielleicht aber müssen wir uns spätestens im Herbst wieder damit anfreunden.