70. Todestag von Eva “Evita” Perón: Die Legende lebt weiter

Beim Klang des Namens Eva Perón können die unterschiedlichsten Reaktionen auftreten. Bei ihrenargentinischen Landsleutengalt die frühere First Lady sowohl als Wohltäterin als auch als eiskalte machtgierige Person – letzteres vor allem nach dem Sturz ihres Ehemanns Juan Perón, der von 1946 bis 1955 Argentiniens Staatschef war.

Beim Klang des Namens “Evita” werden vor allem ältere Generationen – vornehmlich in westlichen Ländern – ins Schwärmen geraten und ein paar Takte aus dem Lied “Don’t Cry For Me, Argentina” singen. Dieses Lied aus dem Andrew Lloyd-Webber-Musical “Evita” machte Eva Perón fast ein Vierteljahrhundert nach ihrem Tod am 26. Juli 1952 auf einen Schlag weltberühmt.

Vom armen Mädchen zur First Lady

Das Musical von 1976 basierte auf der Biografie von Perón, deren sagenumwobenes Leben für Nacherzählungen in Büchern, Filmen und auf der Bühne prädestiniert schien.

Juan Peron und Ehefrau Eva Peron stehen am 17. Oktober 1950 auf einem Balkon und winken ins Volk.

Eva Perón mit ihrem Gatten Juan 1950

Die am 7. Mai 1919 in ärmlichen Verhältnissen geborene Maria Eva Duarte – ihr Spitzname “Evita” bedeutet auf Spanisch “kleine Eva”- verließ ihr ländliches Dorf Los Toldos, um in Buenos Aires eine Schauspielkarriere zu beginnen. Dort lernte die junge Frau den zukünftigen argentinischen Präsidenten Juan Domingo Perón kennen. Das veränderte ihr Leben für immer.

Kurz nach der ersten Begegnung heiratete das Paar. Evas Ehemann wurde im darauffolgenden Jahr 1946 zum Präsidenten gewählt und machte seine junge Frau im Alter von nur 27 Jahren zur First Lady von Argentinien. 

In den folgenden sechs Jahren setzte sich Evita, wie sie von ihren Anhängern liebevoll genannt wurde, für die Arbeiterrechte und das Frauenwahlrecht ein. Sie leitete nicht nur die Ministerien für Arbeit und Gesundheit, sondern gründete und leitete auch die wohltätige Eva-Perón-Stiftung sowie die erste große weibliche politische Partei Argentiniens, die Peronistische Frauenpartei.

Sie hatte ein sicheres Gespür für die Bedürfnisse der ärmeren Bevölkerung Argentiniens – und sie beherrschte eine Sprache, die auch in den unteren Bevölkerungsschichten verstanden wurde. Insgeheim fungierte sie als “Presidenta” – gleichermaßen geliebt und gehasst in Argentinien. Denn die reiche Elite verspottete sie – und Militärkreise sahen Evas politische Aktivitäten eher als Bedrohung denn als Bereicherung.

Vor 70 Jahren starb Eva Perón an Gebärmutterhalskrebs – im Alter von nur 33 Jahren.

Eine Sammlung von Souvenirs mit dem Konterfei von Eva Perón.

Zum 100. Geburtstag von Eva Perón am 7. Mai 2019 wurden in ihrer Geburtsstadt Souvenirs angeboten

In der Popkultur geadelt

Perón gehört zu den Figuren aus dem wirklichen Leben, deren Geschichten durch Gesang und Tanz auf der Bühne und auf der Leinwand unsterblich gemacht werden. Schon lange bevor Andrew Lloyd Webber und Tim Rice das Musical “Evita” geschrieben hatten, beschäftigten sich Komponisten und Texter mit den Lebensgeschichten real existierender Persönlichkeiten.

In den 1940er- und 1950er Jahren produzierten der Komponist Richard Rodgers und der Texter und Dramatiker Oscar Hammerstein II eine Reihe von Erfolgsmusicals für den Broadway.

Zwei ihrer Produktionen, “The King and I” und “The Sound of Music”, basieren auf dem Leben und den Erinnerungen von Anna Leonowens bzw. Maria von Trapp. Beiden Frauen waren Gouvernanten. Leonowens arbeitete als Kindermädchen am thailändischen Königshof in den frühen 1860er Jahren und wurde quasi aus Versehen zur politischen Figur in Thailand. Von Trapp heiratete 1927 den verwitweten österreichischen Kapitän Georg von Trapp, der sie als Gouvernante seiner sieben Kinder eingestellt hatte. Mit den Kindern gründete von Trapp den Familienchor “The Trapp Singers”, mit dem sie schließlich weltberühmt wurde.

Obwohl allzu dunkle Stellen aus den fürs Musical aufpolierten Lebensgeschichten gestrichen wurden, sind viele Lieder daraus zu Evergreens geworden.

Diversität und Inklusion

Inzwischen beschäftigen sich Musicals jüngeren Datums auch mit anderen Themen, die den Zeitgeist aufgreifen: Diversität und Inklusion.

Szene aus dem Musical Hamilton. Eine Gruppe von Menschen in historischen Uniformen posiert auf der Bühne.

Szene aus dem Musical “Hamilton”

So basiert die Broadway-Verfilmung von “Kinky Boots” aus dem Jahr 2013 auf der wahren Geschichte von Steve Pateman, der, inspiriert von der Drag Queen Lola, versuchte, seine familiengeführte Schuhfabrik in Northamptonshire vor der Schließung zu bewahren, indem er Fetisch-Schuhe für Männer unter dem Namen “Divine” kreierte. Musik und Texte stammen von der 80er-Jahre-Poplegende Cyndi Lauper. Der Film wurde vor allem in der LGBTQ-Gemeinde zum Hit, weil er ihr eine Plattform bot und die Vorurteile aufzeigte, mit denen sie zu kämpfen hat.

Lin-Manuel Mirandas mehrfach preisgekröntes Rap-Musical “Hamilton” erzählt die Geschichte einer der Gründungsväter der USA, Alexander Hamilton, dessen Gesicht die Zehndollarnote ziert. Die Besetzung der Rollen mit überwiegend schwarzen Darstellerinnen und Darstellern war ein mutiges Novum. Miranda sagte darüber: “Die Geschichte des früheren Amerika wird vom heutigen Amerika erzählt.”

Währenddessen ist das Musical “Evita” bis heute ein Publikumsmagnet und wird in verschiedenen europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, aufgeführt. 

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.