“Vor solch einer Herausforderung renne ich nicht weg”, sagte Jamal Musiala kürzlich in einem Interview mit dem Sportmagazin “Kicker”, angesprochen auf seine Ambitionen, möglicherweise einmal den Ballon d’Or, den Weltfußballertitel zu gewinnen. Und Torschützenkönig der Bundesliga wäre er auch noch ganz gerne. Bei so manchem 19-Jährigen würde man hier einen Anfall von Größenwahn vermuten. Nicht aber beim gebürtigen Stuttgarter, der beim FC Bayern seit Wochen in herausragender Form ist.
Im letzten Bundesliga-Spiel des Jahres bei Schalke 04 war Musiala wieder der Mann, der den Unterschied machte: Vor dem 1:0 legte er Serge Gnabry genial per Hacke auf. Der Nationalmannschaftskollege zog von rechts im Strafraum nach innen und vollendete mit einem Flachschuss – das aufopferungsvoll kämpfende Abwehrbollwerk des Tabellenletzten war durchbrochen (38. Minute). Vor dem 2:0 in der 52. Minute war es ein perfekt getimter Steilpass aus seinem Konter heraus, der Eric-Maxim Coupo-Moting in Schussposition brachte. Der inzwischen etablierte Lewandowski-Ersatz traf gewohnt sicher. Und Musiala lächelte.
Hackentrick vor dem 1:0 gegen Schalke – Jamal Musiala (Nr. 42) macht den Unterschied
Wenig später tat er das dann nochmal. Da hatte er selbst den Ball ins Netz gezaubert. Allerdings wurde der Treffer von Schiedsrichter Felix Zwayer zurecht nicht gegeben – Musiala hatte vor seinem unwiderstehlichen Dribbling im Abseits gestanden. Sei´s drum. Sky-Kommentator Lothar Matthäus schwelgte von einem Musiala-Special nach der Live-Übertragung, lobte das Super-Talent über den grünen Klee: “Ich weiß schon, warum ich Musiala-Fan bin”, so der Weltmeister, “dieser Mann ist Messi-like, der verzaubert uns alle. Musiala muss immer spielen”.
Wertvollster deutscher Fußballer der Geschichte
Gegen Schalke machte der so Gepriesene als 19-Jähriger sein 100. Pflichtspiel für den FC Bayern. Das hatte noch nie zuvor ein Teenager geschafft. Kein Franz Beckenbauer, kein Sepp Maier, kein Gerd Müller, kein Philipp Lahm, kein Bastian Schweinsteiger, kein Thomas Müller. Und wenige Tage zuvor wurde sein Marktwert vom Online-Portal www.transfermarkt.de auf 100 Millionen Euro angehoben. So viel war noch kein deutscher Spieler wert. Lothar Matthäus taxiert ihn sogar auf “eine Viertelmilliarde”. In der Scorer-Liste der Bundesliga schwebt er schon jetzt über allen anderen. Neun Tore und acht Vorlagen. Dass Bayern mit nun zehn Siegen nacheinander der elften Meisterschaft in Folge entgegenstrebt, ist zu großen Teilen auch sein Verdienst.
Dass Musiala nun abheben könnte, davor hat sein Trainer Julian Nagelsmann keine Angst. Der betonte im Sky-Interview dessen Bodenständigkeit, die gute Erziehung, die Wissbegierigkeit und den Trainingsfleiß. “Er hört gut zu, er will sich entwickeln. Auch defensiv hat er sich extrem verbessert. Und er hat einfach extrem viel Talent – diese Schlangenbeine.” Gute Voraussetzungen also, tatsächlich mal den Ballon d’Or in Händen zu halten. Nächste Station: die WM in Katar, bei der die deutschen Titelchancen durch den offensiven Mittelfeldspieler mit Torgefahr durchaus gestiegen sind. Keine Frage: Jamal Musiala ist nicht nur ein Glücksfall für den FC Bayern, sondern auch für die Nationalmannschaft.
—————————————-
Bundesliga in Zahlen – 15. Spieltag
Freitag, 11. November 2022
Borussia Mönchengladbach – Borussia Dortmund 4:2 (3:2)
Tore: 1:0 J. Hofmann (4.), 1:1 Brandt (19.), 2:1 Bensebaini (26.), 3:1 Thuram (30.), 3:2 N. Schlotterbeck (40.), 4:2 Koné (46.)
Samstag, 12. November 2022:
Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Diaby (30.), 2:0 Tah (82.)
TSG Hoffenheim – VfL Wolfsburg 1:2 (1:1)
Tore: 1:0 Baumgartner (42.), 1:1 Kabak (45.+5, Eigentor), 1:2 Baku (56.)
FC Augsburg – VfL Bochum 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Antwi-Adjei (58.)
Hertha BSC – 1. FC Köln 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Kanga (9.), 2:0 Richter (54.)
Werder Bremen – RB Leipzig 1:2 (0:1)
Tore: 0:1 Silva (13.), 1:1 Groß (57.), 1:2 Schlager (71.)
Schalke 04 – Bayern München 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 Gnabry (38.), 0:2 Choupo-Moting (5:2)
Sonntag, 13. November 2022:
FSV Mainz 05 – Eintracht Frankfurt (15.30)
SC Freiburg – 1. FC Union Berlin (17.30)