Ukraine aktuell: Viele Tote bei Angriff auf Bahnhof

Das Wichtigste in Kürze:

– Selenskyj: Mehr als 20 Tote bei Raketenangriff auf Bahnhof von Tschaplyne

– Baerbock: Ukraine kämpft für Frieden und Europa

– Scholz besucht Ausbildungscamp ukrainischer Soldaten

– USA sichern Kiew weitere Milliardenhilfen zu

– Wohl kein Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kirill

 

Bei einem russischen Raketenangriff auf Bahnhof im Osten der Ukraine sind nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 22 Menschen getötet und 50 verletzt worden. Die Raketen hätten einen Zug in der Stadt Tschaplyne getroffen, sagte Selenskyj in einer Video-Ansprache an den UN-Sicherheitsrat anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstags sowie des Kriegsbeginns vor sechs Monaten.

“Vier Waggons brennen”, sagte der ukrainische Staatschef. Rettungskräfte seien vor Ort, aber die Opferzahl könne sich noch erhöhen. “Das ist unser Alltag”, fügte Selenskyj hinzu. Das Verteidigungsministerium in Kiew veröffentlichte auf Twitter Fotos, die den zerstörten Zug zeigen sollen.

Das russische Verteidigungsministerium hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert. Der Stichtag zur sechsmonatigen Dauer des Kriegs fiel mit dem ukrainischen Unabhängigkeitstag zusammen. Vor diesem Hintergrund waren russische Angriffe auf Infrastruktureinrichtungen und Regierungsgebäude in der Ukraine befürchtet worden.

Baerbock: Ukraine kämpft für Frieden und Europa

Für Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock ist es unklar, ob die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen könne: “Das wissen wir nicht. So brutal ist die Realität”, sagte sie dem Sender ZDF. Aber man werde alles dafür tun, dass dies möglich werde, denn die Ukraine kämpfe “für ihre Unabhängigkeit, für ihre Freiheit – und für die europäische Friedensordnung.”

Deutschland bewege sich auf einem schmalen Grat zwischen der gewünschten militärischen Unterstützung für die Ukraine und der Tatsache, dass die eigene Armee nicht gut genug ausgestattet ist. Es sei wichtig, kurzfristig zu unterstützen und zugleich Waffenlieferungen mittelfristig zu planen.

Todendorf | Flugabwehrpanzer Gepard Stinger Rakete

Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard (Archiv): 30 davon soll die Ukraine aus Deutschland erhalten

Bundeskanzler Olaf Scholz wird an diesem Donnerstag das Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten am Flugabwehrkanonenpanzer Gepard an der Ostsee besuchen. Auf dem Truppenübungsplatz Putlos in Schleswig-Holstein will Scholz mit ukrainischen Soldaten sowie Ausbildern der Herstellerfirma Krauss-Maffei Wegmann sprechen. Die Ausbildung ist Teil einer von Deutschland finanzierten Lieferung von 30 Gepard-Panzern.

USA sichern Milliarden-Hilfe zu

Aus den USA kann die Ukraine mit weiterer Unterstützung im Krieg gegen Russland rechnen. US-Präsident Joe Biden kündigte am Mittwoch (Ortszeit) in Washington an, der Regierung in Kiew drei Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Damit könne die Ukraine Luftabwehrsysteme, Artilleriesysteme und Munition, Drohnen und Radare erwerben, “um sich langfristig verteidigen zu können”, so Biden.

Das neue Paket für Kiew umfasst nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums unter anderem sechs zusätzliche Boden-Luft-Raketenabwehrsysteme vom Typ NASAMS, Artillerie- und Mörsermunition, Radare zur Artillerieabwehr, verschiedene Drohnensysteme, lasergesteuerte Raketen sowie Geld für Ausbildung von Kräften und für die Wartung und Instandhaltung von Waffensystemen.

Insgesamt erhöht sich mit der jetzt bekanntgegebenen Finanzhilfe die militärische Unterstützung der USA für die Ukraine seit Beginn von Präsident Bidens Amtszeit auf rund 13,5 Milliarden US-Dollar.

Unterstützung für das ukrainische Volk

Russland hatte den Krieg gegen sein Nachbarland genau vor sechs Monaten begonnen. Die Ukraine beging am Mittwoch zugleich den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Biden gratulierte der Ukraine zu diesem Jahrestag. Dieser zeige, “dass die Ukraine stolz darauf ist, eine souveräne und unabhängige Nation zu sein – und es auch bleiben wird”. Die Vereinigten Staaten seien entschlossen, das ukrainische Volk im Kampf um die Verteidigung seiner Souveränität zu unterstützen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, die Milliardenhilfe sei sicherlich nicht die letzte. Der Fokus der amerikanischen Unterstützung lag bislang vor allem darauf, so schnell wie möglich Waffen und Munition an die Front in der Ukraine zu liefern, oft auch aus US-Beständen.

Bei dem neuen – und bislang größten – Paket geht es nach Angaben der US-Regierung um eine längerfristige Stärkung des ukrainischen Militärs. Material darin soll nicht aus amerikanischen Beständen kommen, sondern bei Rüstungskonzernen eingekauft – und zum Teil erst hergestellt – werden. Das heißt, bis manches davon in der Ukraine ankommt, könnte es Monate dauern.

US-Präsident Biden beim Telefonieren (28.07.2022)

US-Präsident Biden (Archiv): Telefonat mit Selenskyj für diesen Donnerstag geplant

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte in Washington, Joe Biden wolle an diesem Donnerstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefonieren, um mit über die aktuelle Lage zu sprechen.

Kein Treffen von Patriarch Kirill und Papst Franziskus

Das katholische Kirchenoberhaupt, Papst Franziskus, und der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill werden sich einem Medienbericht zufolge nicht während eines Kongresses in Kasachstan treffen. Die Nachrichtenagentur RIA beruft sich auf einen hochrangigen orthodoxen Vertreter. Der Kongress der Weltreligionen findet vom 13. bis 15. September in Nur-Sultan statt.

Der Papst hat wiederholt erklärt, Kirill dort treffen zu wollen. Der der russisch-orthodoxe Patriarch unterstützt Russlands Einmarsch in die Ukraine. Franziskus hat den russischen Angriff immer wieder vehement verurteilt.

mak/AR (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.