Hurrikan Otis, der stärkste Sturm in der Geschichte des östlichen Pazifiks, wütet durch Acapulco

Hurrikan Otis riss über die südliche Pazifikküste Mexikos als ein mächtiger Hurrikan der Kategorie 5 in den frühen Morgenstunden des Mittwochs, zerstörte Gebäude in der Urlaubsstadt Acapulco, schickte Erdmassen die steilen Berghänge hinab und ließ große Teile des südwestlichen Bundesstaates Guerrero ohne Strom oder Mobilfunknetz zurück.

Während wenig über mögliche Todesfälle oder das volle Ausmaß der Schäden bekannt ist – die Hauptstraße nach Acapulco war unpassierbar – bezeichnen Experten Otis als den stärksten Sturm in der Geschichte, der jemals an der Ostpazifikküste auf Land traf.

Bis Mittag hatte sich Otis zu einem Tropensturm abgeschwächt, doch viele an der Küste waren immer noch geschockt.

Flor Campos hatte mehr als eine Stunde entlang einer Autobahn außerhalb von Acapulco durch den Schlamm gewatet, bevor sie ihre Schuhe auszog, aus Sorge sie zu verlieren.

Die Hausangestellte aus einem kleinen Ort in Guerrero war unter Dutzenden von Familien, Frauen und Kindern, die über umgestürzte Bäume und anderen vom Erdrutsch im bergigen Gelände zurückgelassenen Trümmern kletterten. Es war eine erschöpfende Flucht, aber die Menschen waren verzweifelt, herauszukommen.

“Wir hatten seit 3 Uhr morgens gewartet, um herauszukommen, also haben wir uns entschieden zu Fuß zu gehen. Es war gefährlicher zu bleiben. Es gibt umgestürzte Bäume, Stromleitungen sind heruntergefallen”, sagte Campos.

Am Dienstag überraschte Otis viele, als er sich schnell von einem Tropensturm zu einem mächtigen Hurrikan der Kategorie 5 verstärkte, als er die Küste entlang zog.

Forscher, die den Sturm verfolgten, sagten der Associated Press, dass der Sturm auch Rekorde für die schnelle Intensivierung brach, zu einer Zeit, als der Klimawandel verheerende Wetterereignisse wie diesen noch verschlimmert.

“Es ist eine Sache, wenn ein Hurrikan der Kategorie 5 irgendwo an Land trifft, wenn man damit rechnet oder mit einem starken Hurrikan rechnet, aber dass es passiert, wenn man nichts erwartet, ist wirklich ein Alptraum”, sagte Brian McNoldy, ein Hurrikan-Forscher an der Universität von Miami.

Acapulco, Tecpan und andere Städte entlang der Costa Grande in Guerrero wurden schwer getroffen, sagte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador. Er sagte, die Bedingungen seien so schlecht, dass der Kontakt zur Region “vollständig verloren” gegangen sei.

Bis Mittag befand sich der abgeschwächte Sturm etwa 130 Kilometer nordnordwestlich von Acapulco, mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von 60 km/h und bewegte sich mit 10 km/h in nordnordwestlicher Richtung.

Während die Behörden vorhersagten, dass der Sturm bis Mittwochabend abziehen würde, waren Campos und andere in Guerrero von dem Ausmaß der Schäden schockiert.

“Dort gibt es Kinder, 2 oder 3 Jahre alt, ohne Wasser, nichts”, sagte Campos.

Fotos und Videos, die von mexikanischen Nachrichtensendern aus Acapulco nach Tagesanbruch geteilt wurden, zeigten abgerissene Wände von Gebäuden, überflutete Hotelzimmer mit eingestürzten Decken und Trümmer und umgestürzte Bäume, die die Straßen säumten.

Acapulco ist eine Stadt mit fast 1 Million Einwohnern am Fuß steiler Berge. Luxuswohnungen und Elendsviertel bedecken gleichermaßen die Bergseiten der Stadt mit Blick auf den glitzernden Pazifik. Einst lockte Acapulco Hollywood-Stars für sein Nachtleben, den Angelsport und Klippen-Sprung-Shows, in den letzten Jahren fiel die Stadt jedoch Opfer rivalisierender krimineller Gruppen, die die Stadt in Gewalt getaucht und viele internationale Touristen an die karibischen Gewässer von Cancún und die Riviera Maya oder Strände weiter südlich am Pazifik im Bundesstaat Oaxaca vertrieben haben.

Zwischen den international bekannten Badeorten Acapulco und Zihuatanejo liegen zwei Dutzend kleine Städte und Dörfer.

Am Stadtrand von Acapulco am Mittwoch sahen Straßenarbeiter hilflos zu, ohne die schweren Maschinen, die benötigt wurden, um Trümmer von der Straße zu räumen. Sie warnten, die Straße könne jederzeit nachgeben, aufgrund des durch den Regen weichen Bodens darunter. Brücken waren an einigen Stellen eingestürzt, und Bäume neigten sich fast waagerecht über die Autobahn, nicht weil sie ausgerissen waren, sondern weil der Boden, auf dem sie wuchsen, den Hang hinuntergerutscht war.

Schäden am örtlichen Militärflughafen erschwerten es den Behörden, die Region zu erreichen, sagte López Obrador. Er sagte, ranghohe Mitglieder seiner Regierung würden nach Guerrero reisen, um zu helfen.

Ein langer Konvoi von Lastwagen des staatlichen Stromversorgers bewegte sich am Mittwoch vor Sonnenaufgang durch die Hauptstadt Guerreros, Chilpancingo, in Richtung Acapulco. Beamte in Guerrero sagten am Mittwochnachmittag, sie arbeiteten daran, den Mobilfunk wiederherzustellen.

Otis ist stärker als Hurrikan Pauline, der 1997 Acapulco traf, sagte López Obrador. Pauline zerstörte weite Teile der Stadt und tötete mehr als 200 Menschen. Hunderte weitere wurden bei Überschwemmungen und Erdrutschen verletzt. Die Ankunft von Otis ereignete sich nur Tage, nachdem Hurrikan Norma die südliche Spitze der mexikanischen Halbinsel Niederkalifornien im Norden getroffen hatte.

Obwohl viele überrascht wurden, konnte Acapulco noch zwei Dutzend Notunterkünfte in den Stunden vor dem Landgang von Otis öffnen.

Videos von Hotelgästen in Acapulco, die auf X, früher bekannt als Twitter, gepostet wurden, als der Sturm an Land ging, zeigten blendenden horizontalen Regen und heulenden Wind.

In einem tanzten weiße Handtücher hoch über einem Innenhof eines Hotels wie Papierbögen und Matratzen auf Balkonen zitterten offensichtlich, um den Sturmvind abzuschwächen. Ein anderes zeigte Wind und Regen, die ungehindert durch Hotelflure fegten. In einem weiteren hockte sich eine Familie in die Duschkabine eines Hotelzimmers, um vor berstenden Fenstern und heftigem Wind Schutz zu suchen.

Im Atlantik bewegte sich Hurrikan Tammy am Mittwoch nordöstlich über offenes Wasser mit Windgeschwindigkeiten von 105 km/h, nachdem er am Wochenende durch die Kleinen Antillen gezogen war. Tammy befand sich etwa 515 Kilometer südöstlich von Bermuda und bewegte sich mit etwa 13 km/h nordöstlich. Der Sturm wurde vom US-Hurrikanzentrum vorhergesagt, sich bis Donnerstag zu einem mächtigen außertropischen Zyklon zu entwickeln.