Zeit, den Teufel hereinzulegen, kein Halloween-Kostüm erforderlich

Die Zeit nähtert sich, alle Deine Skelette aus dem Schrank zu holen, den Staub von den Gespenstern zu wischen, Süßigkeiten zu besorgen und Deine Kinder zum Süßes-oder-Saure verkleidet von Tür zu Tür ziehen zu lassen. Halloween steht vor der Tür und auch die Geister und Gespenster, die Dich ordentlich erschrecken wollen und den Kindern ihren jährlichen Zuckerrausch versprechen.

Jedoch zeigt sich auf der Insel Malta das ganze Jahr über eine etwas andere List… und sie hat nichts mit Schokoriegeln zu tun.

Während eines kürzlichen Besuches auf der Mittelmeerinsel Malta fiel mir etwas Seltsames ins Auge. Zwei Uhren waren an der Wand einer örtlichen Kirche angebracht, die jedoch unterschiedliche Zeiten anzeigten.

Zunächst nahm ich an, dass eine der Zeitmesser kaputt sei oder ein Kirchenpfleger versäumt habe, sie aufeinander abzustimmen. Dann stellte ich fest, dass sich die Geschichte auf der ganzen Insel wiederholte: Eine Kirche, zwei Uhren mit unterschiedlichen Zeiten.

Nun, die Antwort ergab tatsächlich Sinn. Nach einer lokalen Legende sind die zwei Uhren dort, um den Teufel zu verwirren.

Sie meinen es tatsächlich ernst. Mit zwei Uhren, die zwei unterschiedliche Zeiten anzeigen, hat der Teufel keine Ahnung, wann die heilige Messe beginnt und erscheint deshalb nicht, um Ärger zu machen.

Das Konzept mag veraltet erscheinen, und heutzutage sehen die Einwohner es nur noch als eine lustige Tradition. Allerdings schrieb der französische Dichter Charles Baudelaire einmal: “Der größte Trick, den der Teufel jemals spielte, war die Überzeugung der Welt, dass er nicht existiere.”

In der Fantasy-Fernsehserie “Good Omens” schleicht sich ein Dämon namens Crawley geschickt in die Gesellschaft ein. Er trägt moderne Kleidung und coole Sonnenbrillen, wohnt in einer Londoner Wohnung, redet mit seinen Pflanzen, nicht immer nett, und fährt ein Oldtimer-Auto. Wie würden wir also merken, dass er nicht einer von uns ist?

Dann gibt es da noch “The Exorcist”… einen ziemlich gruseligen Film über ein Ritual, das gelegentlich noch vom Klerus der katholischen Kirche durchgeführt wird.

In einem Interview aus dem Jahr 2013 mit dem New York Magazine äußerte der verstorbene Richter am Obersten Gerichtshof der USA, Antonin Scalia, seine Meinung zu dieser Thematik und meinte, wir sähen den Teufel heutzutage nicht mehr so oft, weil “er schlauer geworden” sei.

In der Hauptstadt Valletta scheint die St. John’s Cathedral, die 1577 fertiggestellt wurde, sogar drei Uhren zu haben, aber bei genauerem Hinsehen zeigt nur die obere tatsächlich die Zeit an; die beiden anderen Skalen geben das Datum bzw. den Wochentag an.

Es heißt, es gäbe etwa 365 Kirchen im maltesischen Archipel, der auch die Inseln Gozo und Comino umfasst. Das entspricht einer Kirche für jeden Tag des Jahres.

Der römisch-katholische Glaube ist auf Malta Staatsreligion und die Bewohner genießen eine Fülle christlicher Feiertage und Feste. Der christliche Glaube auf Malta reicht bis zu den Aposteln zurück.

Es war im Jahr 60 n. Chr., als der Apostel Paulus auf dem Weg nach Rom bei einem heftigen Sturm Schiffbruch erlitt. Laut christlicher Überlieferung bargen ihn die Einwohner und brachten ihn zusammen mit den anderen Passagieren ans Ufer.

Als er Holz für ein Lagerfeuer sammelte, wurde Paulus von einer giftigen Schlange gebissen, zeigte aber angeblich keine Auswirkungen des Giftes. Dies wurde als Wunder gedeutet. Während seines dreimonatigen Aufenthalts auf der Insel pflanzte Paulus die Keime des Christentums, bevor das Neue Testament überhaupt geschrieben war.

Malta ist eine schöne, historische Insel, bekannt für ihre malerischen Lagunen, alten Befestigungsanlagen und den Malteserorden.

Anhand der Stärke der Befestigungsmauern in Valletta wird deutlich, dass das Leben hier nicht immer friedlich war.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Malta wegen der starken Bombardierung durch die deutsche und italienische Luftwaffe als die am meisten bombardierte Insel Europas bezeichnet und erlitt große Schäden.

Königin Elisabeth II. nannte Malta einst ihr Zuhause, als sie noch Prinzessin war und ihr Mann Prinz Philip bei der britischen Marine stationiert war. Sie genoss ihr Leben dort, da es der einzige Ort außerhalb Großbritanniens war, den sie ihr Zuhause nannte.

Malta erlangte 1964 die Unabhängigkeit von Großbritannien und trat 2004 der Europäischen Union bei.

Wenn Du Dich also dazu entschließt, den malerischen Archipel Malta zu besuchen, lass Dich nicht von den Uhren täuschen – die rechte zeigt die richtige Zeit an. Die linke ist für Sie-wissen-schon-wen.